Die Geschenke der drei Weisen an der Krippe

PREDIGT über Matthäus 2, 1- 12: Die Weisen aus dem Morgenland
nach Epiphanias, Donnerstag, 11.1. 2024, 10 Uhr, Altenzentrum St. Nicolai, Kiel

Matthäus 2, 1- 12
1 Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:
2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.
3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem,
4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.

5 Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten:
6 »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«

7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre,
8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete.

9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.
10 Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut

11 und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
12 Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

Liebe Gemeinde.

Die drei Könige aus dem Morgenland fehlen in keinem Krippenspiel. Auch in Weihnachtsoratorien kommen sie vor, ebenso auf Bildern und Gemälden von der Geburt Jesu. Und als Figuren gehören sie zu jeder Krippe. Zudem gibt es viele Erzählungen, die sich um sie ranken, und in der katholischen Kirche ist aus der Geschichte der Brauch der Sternsinger hervorgegangen.

Dabei wissen wir gar nicht so genau, wer sie wirklich waren. vermutlich kluge und gebildete Männer aus der Gegend des heutigen Iran, die sich mit Sternenkunde beschäftigten, Astrologen also. Sie kannten sich mit den Gestirnen des Himmels aus, und sie wussten gleichzeitig von einer alten Sage aus der Vorzeit ihres Volkes. Danach bedeutete die Konstellation der Sterne, die sie erblickten, dass der König der Welt, der Herr des Himmels und der Erde geboren würde. Das erfüllte sie mit großer Hoffnung. Sie wollten diesen König unbedingt sehen und machten sich auf den Weg. Sie brachen von zu Hause auf und wanderten mehrere Wochen lang Richtung Westen.  

Ihr Wegweiser war der Stern, der sie nach Bethlehem führte. Sie kannten den kleinen Ort nicht, deshalb verfehlten sie ihn zunächst auch und landeten in Jerusalem. Aber da war nur Herodes, der sie dann nach Bethlehem schickte. Als sie ankamen, wussten sie: Sie hatten das Ziel erreicht. Obwohl alles ganz anders aussah, als sie sich das vorgestellt hatten, erkannten sie in dem kleinen Kind, das da in einem Stall lag, den Sohn Gottes. Sie glaubten sofort daran, dass sie den richtigen gefunden hatten, fielen auf die Knie und beteten ihn an.

Und sie gaben ihm ihre Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Das waren eigentlich keine Sachen für ein kleines Kind, sondern eher merkwürdige Dinge. Was sollte das also?

Das erste verstehen wir wahrscheinlich noch. Es war Gold, und das war auch damals schon sehr wertvoll. Damit konnten auf jeden Fall Maria und Joseph etwas anfangen. Sie konnten Jesus davon etwas kaufen oder es aufbewahren, damit er später etwas davon hatte. Aber Weihrauch und Myrrhe? Beides sind luftgetrocknete Gummiharze. Das eine wird bis heute als „heiliges Räucherwerk“ verwendet, d.h. es wird in Gottesdiensten eingesetzt, um eine sakrale Stimmung zu erzeugen. In der evangelischen Kirche benutzen wir es nicht, aber einige von Ihnen kennen es sicher aus katholischen Gottesdiensten. Da wird es zu besonders feierlichen Handlungen entzündet und der Rauch wird in der Kirche verbreitet.Aus der Myrrhe gewann man z.Zt. Jesu ein Öl, mit dem vor allem die Verstorbenen einbalsamiert wurden. Beides war zwar sehr kostbar – d.h. die Weisen schenkten Jesus wertvolle Dinge – aber ihre Geschenke hatten auch noch eine symbolische Bedeutung. Das vermuten wir jedenfalls.

Die Geschichte ist ja eine Legende, d.h. eine Erzählung, die keine geschichtlichen Fakten wiedergibt, sondern erbaulich sein soll. Sie will etwas verkündigen und den Glauben stärken. Deshalb entstehen Legenden und werden überliefert. Ihre Aussagen enthalten darum immer ein Stück Wahrheit, etwas, worüber es sich lohnt, nachzudenken, selbst wenn sie historisch ungenau sind.

Und von solchen Elementen gibt es hier viele: Der Stern, die Wanderung der Weisen, und dass sie aus einem anderen Land kamen, all das hat eine Bedeutung: Der Stern ist ein Symbol für das Licht, das mit Jesus gekommen ist. Die Wanderung weist darauf hin, dass Glaube Aufbruch und Bewegung beinhaltet. Die Anbetung Jesu durch drei Menschen, die nicht Juden waren, soll sagen, dass Jesus für die ganz Welt gekommen ist. Seine Sendung ist universal. Aber auch die drei Geschenke haben eine Bedeutung: Sie sagen etwas darüber, wer Jesus war, und es lohnt sich, darüber nachzudenken. Lassen Sie uns die Geschenke deshalb noch einmal näher betrachten und versuchen, ihren Sinn zu verstehen.

Das erste, das Gold, weist darauf hin, dass er ein König war, d.h. er regierte über ein Reich. Er war ein Herrscher und hatte Macht. 

Der Weihrauch sollte zeigen, dass er außerdem ein Priester war, d.h. er stand Gott nahe und konnte zwischen Gott und den Menschen vermitteln.

Und die Myrrhe deutet bereits auf seinen Tod hin. Er starb am Kreuz, und wir glauben, dass das einen tiefen Sinn hat: Er nahm damit die Sünden der Menschen auf sich und schenkte ihnen Vergebung.

Wir erfahren also durch die Geschenke der Weisen, wer Jesus war, und das ist für unseren Glauben an ihn wichtig, denn damit werden wir zu einem ein ganz bestimmtes Verhalten aufgefordert. Wir bekommen Hinweise, wie ein christliches Leben aussehen soll.

Das Gold sagt uns, dass Jesus ein König ist, d.h. wir müssen ihm mit Ehrfurcht begegnen. Dabei ist sein Reich nicht von dieser Welt. Es ist ein zukünftiges Reich, das Reich Gottes, das eines Tages kommen wird. Mit Jesus hat es bereits angefangen, aber das merken wir nur, wenn wir ihn anbeten, wenn auch wir niederknien, uns selber zurücknehmen und still werden. Wir dürfen staunen und ihn bewundern. Keiner und keine von uns muss selber der oder die Größte sein, sondern wir dürfen uns vor einem Größeren verbeugen. Es gilt, ihm unser Leben zu schenken. Wir verlieren dabei nichts, sondern es entsteht auch in uns eine große Freude. Das ist das erste.

Das zweite, der Weihrauch, sagt, dass Jesus ein Priester ist. D.h. wir dürfen uns an ihn wenden. Er möchte, dass wir glauben und beten, dass wir Gott vertrauen und auf seine Stimme hören. Durch Jesus spricht Gott zu uns, er zeigt uns seinen Willen und seine Gebote, ebenso seine Liebe und seine Fürsorge. Wir werden dazu aufgefordert, immer wieder Gottesdienst zu feiern, seine Nähe zu suchen und an ihn zu denken. Dann gewinnen wir Hoffnung und innere Ruhe. 

Und das dritte Geschenk, die Myrrhe, erinnert an den Tod Jesu. Sein Weg war schon in der Krippe vorgegeben. Das Kreuz stand von Anfang über seinem Leben, und das wusste er auch. Gott hatte es ihm auferlegt, es war sein Auftrag, für die Menschen zu sterben. Und das heißt: Wir sind nicht allein, wenn es dunkel um uns wird, wenn wir in Sünden verstrickt sind oder traurig sind, wenn wir nicht mehr weiterwissen. Dann ist Jesus bei uns, er trägt die Lasten für uns und macht sie leichter. Wir müssen damit nur zu ihm gehen, sie bei ihm ablegen und seine Barmherzigkeit empfangen.

Wenn wir das alles beachten, werden wir aufgerichtet und bekommen neue Hoffnung. Wir werden gelassener, erfüllter und ausgeglichener. Lassen Sie uns deshalb genauso wie die Sterndeuter dem „schönen Morgenstern“ folgen und Jesus in unserem Herzen begrüßen. (vgl. EG 70).

Amen.