Das himmlische Erbe

Predigt über 1. Petrus 1, 3- 9: Lebendige Hoffnung

1. Sonntag nach Ostern, Quasimodogeniti
28.4.2019, 9.30 Uhr, Lutherkirche Kiel

In dem Gotttesdienst wurde eine Jugendliche getauft.

1. Petrus 1, 3- 9

3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,
4 zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch,
5 die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.
6 Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen,
7 damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.
8 Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude,
9 wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.

Liebe Gemeinde.

Die meisten Menschen erben etwas, wenn ihre Eltern oder nahe Angehörige verstorben sind. Oft rechnen sie sogar damit, weil schon vorher darüber gesprochen wurde. Viele Eltern wollen ihren Kindern auch gerne etwas hinterlassen, das für diese dann einen Wert hat. Das kann ein Haus sein, Geld oder Gold oder anderes Vermögen. Es freut die Erben normalerweise, denn sie können damit in der Regel etwas Sinnvolles anfangen.

Ein Erbe kann allerdings auch Nachteile haben. Wenn ein Mensch nur Schulden hinterlässt, ist es z.B. ratsam, es nicht anzutreten. Eine weitere traurige Begleiterscheinung eines Erbes ist nicht selten Streit in der Familie. Irgendeiner aus der Erbengemeinschaft fühlt sich ungerecht behandelt, und es kommt zu bitteren Zerwürfnissen. Und schließlich müssen wir noch berücksichtigen, dass ein Erbe – wie alle materiellen Güter – der Vergänglichkeit unterworfen ist. Geld zerrinnt, wenn wir es ausgeben, und Häuser verfallen, wenn wir sie nicht pflegen. Wir begrüßen es zwar, wenn wir etwas Schönes oder viel erben, aber für ewig glücklich macht es uns nicht.

Daran dachte der Verfasser des ersten Petrusbriefes, als er schrieb, dass die Christen ein ganz anderes Erbe antreten, als andere Menschen, nämlich „ein unvergängliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel.“ Wenn wir an Christus glauben, treten wir also ein Erbe an, das unzerstörbar und vollkommen ist. Wir bekommen etwas, das uns keiner mehr wegnehmen kann und ewig halten wird. Es liegt für uns im Himmel, d.h. es ist unsichtbar, aber es hat einen Wert, der alles andere weit übersteigt. Jesus Christus hat es für uns hinterlassen, und zwar mit seiner Auferstehung. Er hat den Tod überwunden, er lebt und regiert in Ewigkeit, und daran bekommen wir alle Anteil. Wir erben durch ihn das ewige Leben. Wir müssen nur daran glauben und auf ihn vertrauen, das wird in dem Briefabschnitt weiterhin deutlich.

Es ist der Anfang des ersten Petrusbriefes, eine Art Loblied, in dem Gott für seine „große Barmherzigkeit“ gepriesen wird. Es war in neutestamentlicher Zeit üblich, Briefe mit so einem Dank zu beginnen. Der Schreiber, der sich Petrus nennt, wahrte also die Form. Doch das war nicht der einzige Grund für diesen Briefanfang. Er wollte mit dem, was er hier sagt, außerdem den Glauben derjenigen stärken, an die er schrieb.

Es waren Christen der sogenannten zweiten Generation, d.h. sie waren Jesus Christus nicht persönlich begegnet, sondern durch die Predigt der Apostel zum Glauben an ihn gekommen. Sie hatten „ihn lieb und glaubten an ihn, obwohl sie ihn nicht gesehen haben“, wie es heißt. Sie hatten sich also für Christus entschieden, und das war am Anfang mit viel Freude verbunden. Wir wissen aber, dass das Glücksgefühl dieser Menschen nicht lange dauerte, denn sie gerieten bald in Bedrängnis. Von vielen Außenstehenden wurden sie verdächtigt, geschmäht, angeklagt und sogar vor Gericht gestellt, und so waren sie „traurig in mancherlei Anfechtungen“.

Das hat der Schreiber des Petrusbriefes vor Augen, und er will den Christen Mut machen. Sie sollen sich von ihrem neuen Bekenntnis nicht abbringen lassen, auch wenn sie deswegen verfolgt werden. Dazu erinnert er sie an Gottes Handeln in Jesus Christus. Es war gut, dass sie sich darauf eingelassen hatten, denn sie haben dadurch einen neuen Daseinsgrund. Das wesentliche Merkmal ihrer Existenz ist nicht mehr die Angst vor dem Tod, sondern „der Seelen Seligkeit“, wie er es formuliert.

Der Verfasser stellt den Christen also die Ewigkeit vor Augen. Er lässt das himmlische Erbe in ihrem Geist lebendig werden, und damit will er sie zum Durchhalten motivieren. Die Anfechtungen sind eine Prüfung, durch die ihr „Glaube als echt und viel kostbarer befunden wird als das vergängliche Gold.“ Das Leid ist kein Grund, vom Glauben wieder abzufallen. Es ist vielmehr eine Bewährungsprobe, mit der seine Echtheit festgestellt wird. Es dauert auch nur „eine kleine Zeit“ im Vergleich zur Ewigkeit, die auf sie wartet. Gott wird sie durch seine „Macht bewahren“ und „dann werden sie sich freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude“. Sie werden dabei sein, wenn „Jesus Christus offenbart wird“. Und das alles ist wie „eine neue Geburt“, die eine lebendige Hoffnung begründet.

Die Botschaft lautet hier also: Durch die Auferstehung Jesu Christi haben alle, die an ihn glauben, eine ewige Zukunft. Ihnen wird ein neues Dasein geschenkt, das im Tod nicht aufhört, es geht weiter. Die Freude des Heils ist zeitlos und weist über alles Irdische hinaus. Diese schöne Verheißung gilt bis heute allen Gläubigen, sie ist also auch an uns gerichtet: Wir werden mit Christus auferstehen, weil wir durch die Barmherzigkeit Gottes zu einem neuen Leben wiedergeboren werden.

Die Frage ist allerdings, was das für unsere Lebensführung bedeutet. Freuen wir uns darüber wirklich? Wie können wir diese Hoffnung denn gewinnen und behalten? Vieles in der Welt und in der Menschheit ist so schlimm und bedrückend, dass wir sie manchmal verlieren. Wir können die Probleme, die es in unserer Zeit gibt, auch nicht einfach durch den Glauben herunterspielen. Sie behalten ihre Macht und stellen solche Verheißungen, wie wir sie hier hören, in den Schatten.

Wir finden es oft am besten, selber etwas zu tun. Das zeigt ihr Jugendlichen uns gerade mit euren Demonstrationen „Fridays für Future“. Du, Clara, machst da auch mit. Ihr wollt, dass etwas geschieht, damit – in diesem Fall – der Klimawandel gestoppt wird.

Und das ist auch richtig. Natürlich müssen wir alles tun, was wir können, damit die Welt und die Menschen gerettet werden. Jeder und jede muss ihre Gaben und Fähigkeiten einbringen, Zeit und Geld investieren, Ideen entwickeln und sich engagieren, damit das Leiden weniger wird.

Aber das allein reicht nicht, denn unser Handeln wird immer unvollkommen bleiben, und das wissen wir auch. Alles, was wir erreichen und aufbauen, kann aufhören, es ist vergänglich und brüchig. Wir werden oft enttäuscht, verlassen, betrogen oder hintergangen. Unsere Leistungsfähigkeit lässt im Laufe des Lebens nach. Und so sind wir über weite Strecken des Lebens gar nicht zuversichtlich und hoffnungsvoll, sondern traurig, ärgerlich oder erschöpft. Auch Angst und Sorge sind ständige Begleiter. Und am Ende macht uns das Sterben zu schaffen. So lange es geht, verdrängen wir es, aber es kommt, und es ist unausweichlich. Dann erleben wir, wie unsere Kräfte schwinden und der Körper zerfällt. Und das ist eine Not, auf die es keine Antwort gibt. Das kann kein Mensch durch Demonstrationen ändern.

Es ist deshalb wichtig, dass wir nicht ausschließlich diesseitig denken, dass unsere Lebensinhalte nicht nur weltlich und irdisch sind und damit ein Verfallsdatum haben. Das ist der erste Schritt, der uns zum Glauben und zu einer ewigen Hoffnung führen kann: Wir müssen ehrlich und realistisch sein und unsere Grenzen erkennen.

Als zweites ist es dann wichtig, dass wir die Beziehung zu Gott, von der die Bibel redet, auch leben und seine Barmherzigkeit annehmen. Es liegt an uns, ob wir das Erbe antreten, das er für uns bereit hält. Wir müssen uns für den neuen Daseinsgrund entscheiden, den wir durch den Glauben an die Auferstehung Jesu Christi gewinnen können, und uns darauf verlassen, dass es etwas gibt, das ewigen Bestand hat, das nicht von dieser Welt und damit auch nicht der Vergänglichkeit unterworfen ist. Und das heißt, wir sind eingeladen, unsere Sichtweise und unser Bewusstsein zu ändern. Die irdischen Nöte können uns den Blick versperren und die himmlische Verheißung in den Schatten stellen, aber es kann auch genau anders herum verlaufen: Wir vertrauen auf die großartige Perspektive, die das Evangelium uns schenkt, und dadurch wird alles andere zweitrangig und verliert seine Schrecken.

Unser Lebensgefühl wandelt sich, wenn wir diesen Richtungswechsel vollziehen, es ist dann bestimmt von der neuen Wirklichkeit, die Jesus Christus heraufgeführt hat. Das ist der dritte Schritt, und der erfolgt bereits bei der Taufe. Da werden wir mit dem Auferstandenen verbunden und von Gott her „neu geboren.“ Unser Leben besteht dadurch aus noch viel mehr als aus unseren Taten und Erfolgen. Auch unser Geld oder Gold muss uns nicht bestimmen, denn wir erben die himmlische Zukunft und lassen uns davon prägen. Das Heil Gottes wird bei der Taufe in unser Inneres eingesenkt. Unser Leben ist in Jesus Christus begründet, in seiner Auferstehung und in der Ewigkeit.

Nicht umsonst sind die Taufkleider traditionsgemäß weiß. Das ist deshalb passend, weil die Farbe Weiß im Zusammenhang mit Freude steht. Sie symbolisiert außerdem Unschuld und Reinheit, ebenso Unsterblichkeit und Unendlichkeit, all das, was über das Erbe im Himmel in unserem Briefabschnitt ausgesagt wird. Und das passt zur Taufe, weil sie wie eine neue Geburt ist, nach der der Mensch unschuldig und rein ist. Auch das ewige Leben wird ihm in der Taufe geschenkt. So heißt es in einem Lied über die Taufe: „Du hast zu deinem Kind und Erben, mein lieber Vater mich erklärt.“ (EG 200, 2)

Es ist deshalb ganz schön, dass du, Clara, dich heute taufen lassen willst. Du bist bereits alt genug, um all das zu beherzigen, was dir damit geschenkt wird. Du kannst dich in dem Bewusstsein üben, dass Gott bei dir ist. Dann empfängst du jeden Tag aufs Neue Zuversicht und Trost. Eine gute Praxis ist dafür das regelmäßige Wiederholen des christlichen Bekenntnisses. Es ist gut, Gott immer wieder zu loben und ihm für „seine große Barmherzigkeit“ zu danken. Dann wird die Hoffnung lebendig, und die „Auferstehung Jesu Christi“ bleibt aktuell. Sie verleiht dir die Kraft zum Handeln, lässt dich durchhalten, auch wenn es einmal leidvoll wird. Freude und Jubel bleiben dir erhalten.

Es ist deshalb eine alte und sehr sinnvolle Tradition, dass der Taufsegen die Zusage des ewigen Lebens enthält. Die klassische Formulierung lautet: „Der allmächtige Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der dich von neuem geboren hat durch das Wasser und den heiligen Geist und dir alle deine Sünde vergibt, der stärke dich mit seiner Gnade zum ewigen Leben.“ Auch Säuglingen wird dieser Segen gegeben, d.h. sie werden bereits bei der Taufe in die Wirklichkeit hineingenommen, die auch nach dem Tod noch da ist. Durch ihre Taufe legen wir den neuen, ewigen Daseinsgrund, und der trägt bis zum Ende. Deshalb gilt auch das Umgekehrte: Bei der Grablegung erinnern wir an die Taufe mit folgenden Worten: „Gott vollende an dir, was er dir in der Taufe geschenkt hat und gebe dir Anteil an seiner Herrlichkeit“. So kommt zum Ausdruck, dass das ganze Leben von der Taufe bis zum Tod wie ein großer Bogen ist, der sich unter der Barmherzigkeit Gottes auspannt.

Lasst uns deshalb dankbar dafür sein, dass wir getauft sind, und unsere Freude darüber mit dem Lied zum Ausdruck bringen, aus dem ich eben schon einen Satz zitiert habe:

„Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott, Vater, Sohn und Heilger Geist.“ (EG 200)

Amen.

„Ich habe den Herrn gesehen!“

Predigt über Johannes 20, 11- 18: Maria Magdalena sieht den  Auferstandenen

Ostersonntag, 21.4.2019, Luther- und Jakobikirche Kiel

Liebe Gemeinde.

„Welchen Namen hat das Kind?“ Das fragen wir am Taufstein noch einmal, kurz bevor wir ein neugeborenes Kind taufen. Das hängt damit zusammen, dass die Namensgebung und die Taufe meistens in einem engen zeitlichen Rahmen liegen. Die Taufe ist dadurch so etwas wie ein Namensgebungsritual geworden. Wir denken dabei auch an das „Buch des Lebens“, das in der Offenbarung des Johannes erwähnt wird. Am Ende der Zeiten wird es aufgeschlagen, und dann werden die gerettet, deren Namen darin aufgeschrieben sind, und das geschieht bei der Taufe. (Off.17,8; 20,15) An ihren Namen werden die Menschen erkannt, und dazu sind Namen ja auch da.

Sie geben einer Person ihre Identität und sind eng mit dem jeweiligen Individuum verbunden. Wenn wir den Namen von jemandem nennen, der anwesend ist, dann meinen wir ihn auch. Wir wenden wir uns ihm zu, geben ihm Aufmerksamkeit und wollen etwas von ihm. Er soll auf uns hören und sich auch uns zuwenden. Es kann sein, dass wir ihn warnen wollen, ihm drohen, belehren oder ermahnen. Es kann aber auch liebevoll und freundlich gemeint sein, wenn wir jemanden bei seinem Namen nennen, und Zuneigung und Nähe ausdrücken.

In einer der Ostererzählungen war letzteres der Fall. Sie handelt von Maria Magdalena und Jesus, und beide sagen den Namen des jeweils anderen voller Wohlwollen und Zärtlichkeit. Sie steht im Johannesevangelium und berichtet von der ersten Erscheinung des Auferstandenen:

Johannes 20,11- 18:

11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab
12 und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.
13 Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.
14 Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist.
15 Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen.
16 Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!
17 Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
18 Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.

Im Mittelpunkt dieser Erzählung steht Maria Magdalena. Das war eine Frau, die sich zu Jesu Lebzeiten dem Jüngerkreis angeschlossen hatte. Sie war eng mit Jesus befreundet gewesen. Es gibt sogar die Meinung, dass sie seine Geliebte war. Auf jeden Fall war sie wie alle anderen, die ihm nahe gestanden hatten, nach seinem Tod tief traurig und erschüttert. Sie hatte jemanden verloren, der ihr sehr viel bedeutet hatte.

Deshalb will sie den Leichnam Jesu noch einmal besuchen, solange das möglich ist, und geht – mit Tränen in den Augen – am Sonntag nach seiner Hinrichtung, also zwei Tage später zu seinem Grab. Dort erlebt sie dann allerdings etwas ganz anderes, als sie erwartet hat. Das Grab ist offen, und sie schaut hinein. Und nun kommt die Überraschung: Der, den sie sucht, ist nicht da. Stattdessen erblickt Maria zwei Engel, mit denen sie in ein Gespräch über das leere Grab kommt. Doch bevor die Engel ihr sagen, wo Jesus ist, dreht sie sich um und sieht ein drittes Mal etwas: Hinter ihr steht ein Mann. Auch der spricht sie an und fragt, warum sie weint. ,Das ist der Gärtner‘, denkt sie, ,und der wird mir sagen können, wo der Leichnam Jesu geblieben ist.‘ Doch das ist ein Irrtum, denn in Wirklichkeit steht der lebendige Jesus vor ihr, sie erkennt ihn nur nicht. Und nun kommt die Schlüsselszene der Erzählung: Jesus nennt Maria bei ihrem Namen. Das ist ein beeindruckender Moment, durch den sich alles ändert, denn jetzt sieht Maria ihn, Jesus. Er ist nicht tot, sondern er lebt! Voller Ehrfurcht und Liebe spricht auch sie ihn an und nennt ihn „mein Meister“.

Am liebsten möchte sie ihn anrühren, ihn wahrscheinlich umarmen, aber das will er nicht. Denn Jesus ist nicht mehr so, wie früher. Er ist der Auferstandene, der sich nur zeigen will, den sie sehen soll. Das ist alles. Er wird sie wieder verlassen, weil er zu seinem Vater geht. Aber sie soll Gewissheit haben, dass er lebt, deshalb offenbart er sich ihr. Und er gibt ihr den Auftrag, den Jüngern von diesem Erlebnis zu berichten. Das tut sie auch, und in dem Satz, den sie ihnen sagt, „Ich habe den Herrn gesehen“, kommt zum Ausdruck, dass sie nicht nur etwas erblickt hat, sie hat auch etwas erkannt und begriffen. Maria geht in dieser Geschichte also durch einen Prozess: Erst guckt sie hin, dann sieht sie jemanden, danach erkennt sie und am Ende hat sie verstanden und glaubt.

Dabei ist es eine schöne Einzelheit, dass Maria Jesus zuerst nicht wiedererkannte, weil sie gar nicht damit rechnete, dass er da sein könnte. Sie begriff das erst, nachdem er sie angesprochen und ihren Namen genannt hatte. Und das tat er nicht ärgerlich oder belehrend, sondern liebevoll und zugewandt. Er redete sie ganz persönlich an, stellte eine Beziehung her, in der sie vorkam. Und dadurch wurden ihre Augen geöffnet. Sie erkannte ihn nicht nur an seiner Stimme, sondern alles, was sie mit ihm erlebt hatte, ihre gegenseitige Liebe und Freundschaft kam in dieser Anrede vor. Es fiel ihr wieder ein, und dadurch wusste sie, wen sie da vor sich hatte. Sie weinte daraufhin nicht mehr, sondern ging fröhlich zu den Jüngern.

Und diesen Prozess können auch wir durchlaufen, wenn wir zum Glauben an den Auferstandenen kommen wollen. Wir haben als aufgeklärte Menschen ja so unsere Probleme mit der Auferstehung. Hat es das wirklich gegeben, und überzeugen uns die Berichte aus den Evangelien? Wir halten sie für unwahrscheinlich und zweifeln daran, dass Jesus wieder lebendig wurde.

Dabei würden wir das wahrscheinlich gerne glauben, denn gerade die Ostererzählungen enthalten eine sehr frohe Botschaft. Sie verkünden uns, dass der Tod besiegt ist. Sie wollen uns eine Hoffnung geben, die über die innerweltliche Hoffnung hinausweist. Uns wird der Weg in eine Zukunft gewiesen, die eine ganz andere Qualität hat, als die zeitliche. Sie bleibt nicht horizontal und auf das Diesseits gerichtet, sondern ist vertikal und transzendent. Und das klingt faszinierend und schön.

Wir sehnen uns danach auch, denn oft ist dieses Leben dunkel und voller Leid. Auch wir kennen Traurigkeit und Tränen. Wir haben Angst vor vielem, das uns bedroht. Die Vergänglichkeit macht uns zu schaffen, wir kommen oft nicht klar. Bosheit und Unsicherheit, Krankheit und Schwermut, Enttäuschung und Einsamkeit und vieles mehr verdunkeln unser Dasein immer wieder. Wir suchen eine Zuversicht und ein Vertrauen, das tiefer geht, als die vielen oberflächlichen Tröstungen, die es so gibt.

Denn die reichen oft nicht. Ob wir Abwechslung suchen und uns zerstreuen, Medikamente nehmen oder eine Therapie machen, vieles von dem hat keinen bleibenden Erfolg. Wir brauchen eine Antwort auf unsere Lebensfragen, die uns durch alles Leid hindurch trägt, die dauerhaft ist und nicht so schnell wieder verblasst. Wir sehnen uns nach Erlösung. Und genau die verspricht uns die Osterbotschaft. Hier wird uns eine Hilfe zugesagt, die größer ist, als alles andere. Es würde sich also lohnen, daran zu glauben. Lasst uns deshalb fragen, wie wir dahin kommen können. Die Geschichte von Maria Magdalena gibt uns dafür ein paar sehr schöne Hinweise.

Zunächst einmal sagt sie uns, dass Jesus selber dafür sorgt, dass wir ihn erkennen und ihm vertrauen. Er steht längst hinter uns, wir müssen uns nur umdrehen und hinsehen. Und auch wenn wir nicht sofort wahrnehmen, dass er da ist, so erkennt er uns auf jeden Fall. Er weiß, wer wir sind und spricht uns an. Wir müssen selber gar nicht viel dazu tun.

Das ist im Glauben oft unser Irrtum: Wir meinen, er kommt durch unsere Aktivität und unser Denken zu Stande. Wir entwickeln bestimmte Theorien und Ideale, über die wir dann diskutieren und nach denen wir vielleicht auch handeln. Und das ist ja auch nicht schlecht. Wirklich an den Auferstandenen zu glauben, geht jedoch weit darüber hinaus. Denn entscheidend ist nicht das, was wir machen oder denken, sondern das, was Jesus tut. Es geht nicht um unsere Taten, sondern um das, was wir geschenkt bekommen und was an uns geschieht.

Das einzige, was wir dazu beitragen können, ist, dass wir uns bereit halten, uns darauf vorbereiten. Das hat Maria auch getan, indem sie zum Grab ging. Sie sehnte sich nach Jesus, und das ist für uns genauso wichtig, dass wir nach der Gegenwart Jesu verlangen und mit ihm zusammen sein wollen. Wir müssen nach ihm suchen und nach ihm fragen und dabei unsere eigenen Vorstellungen von ihm ablegen. Wir dürfen uns überraschen lassen.

Und dazu müssen wir uns einfach nur umwenden. Maria tut das hier gleich zweimal, einmal, als sie merkt, dass da jemand hinter ihr steht, und dann noch einmal, nachdem Jesus ihren Namen genannt hat. Das ist eigentlich unlogisch, aber gerade daran wird deutlich, dass dieses Umwenden im übertragenen Sinn gemeint ist: Wenn wir Jesus erkennen wollen, müssen wir uns immer wieder umdrehen, d.h. uns von unseren üblichen Gedankengängen wegwenden und unsere Blickrichtung verändern. Bildlich gesprochen, dürfen wir nicht zu lange ins Grab gucken, d.h. in das Düstere, den Tod und die Gefahr. Es gilt, den Bick davon abzulenken und dahin zu schauen, von woher die Zuversicht kommen kann.

Das ist als letztes wichtig, dass wir auf Jesus blicken und auf seine Stimme hören. Er nennt auch uns bei unserem Namen, er spricht auch uns an, und das ist in sich selber sinnvoll und schön. Es ist ein Zeichen dafür, dass wir geliebt und gesehen werden und bei Gott vorkommen. Unsere Namen sind längst in sein Buch geschrieben. Es reicht, wenn wir das annehmen und uns darüber freuen. Dann entsteht auch bei uns die Gewissheit, dass Jesus auferstanden ist, dass er lebt und bei uns ist. Es ist keine leibliche Begegnung, die dadurch zu Stande kommt. Wir können Jesus genauso wenig anrühren, wie Maria, denn er ist nicht Raum und Zeit unterworfen. Aber Seele und Geist werden erfüllt von der Ewigkeit, und das ist befreiend und heilsam.

Spätestens bei unserer Taufe fängt das alles an. Sie ist eng mit Ostern verknüpft und erhält von daher ihren Sinn. Wir empfangen ewiges Leben von Gott und werden unter seinen Schutz gestellt. Es ist deshalb ein schöner Brauch, dass in der Osternacht Menschen getauft werden.

In Luther:

Das war in der Alten Kirche so, und heute passiert es ebenfalls in vielen Gemeinden. Die Taufe ist wie Ostern ein Zeichen des Neubeginns und der Auferstehung. Gott erkennt uns dabei, er nennt unsere Namen und verbindet sie mit dem Namen des auferstandenen Christus. Seit unserer Taufe ist der lebendige Gott bei uns und begleitet uns durch unser ganzes Leben, wir müssen nur immer wieder auf ihn schauen.

Amen.

Christi Leib, für dich gegeben – Christi Blut, für dich vergossen

Die folgende Predigt ist eine überarbeitete Fassung einer Predigt zu demselben Text vom 3.4.2015, die ich damit aus dem Blog gelöscht habe. 

Predigt über 1. Korinther 11, 17- 26: Vom Abendmahl des Herrn

18.4.2019, 18 Uhr, Lutherkirche Kiel

1. Korinther 11, 17- 26

17 Dies aber muss ich befehlen: Ich kann’s nicht loben, dass ihr nicht zu eurem Nutzen, sondern zu eurem Schaden zusammenkommt.
18 Zum Ersten höre ich: Wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, sind Spaltungen unter euch; und zum Teil glaube ich’s.
19 Denn es müssen ja Spaltungen unter euch sein, damit die Rechtschaffenen unter euch offenbar werden.
20 Wenn ihr nun zusammenkommt, so hält man da nicht das Abendmahl des Herrn.
21 Denn ein jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg und der eine ist hungrig, der andere ist betrunken.
22 Habt ihr denn nicht Häuser, wo ihr essen und trinken könnt? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und beschämt die, die nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch nicht.
23 Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,
24 dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.
25 Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.
26 Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Liebe Gemeinde.

Angeblich ist es kaum noch üblich, im Alltag gemeinsam in der Familie zu essen. Das ist schade, denn damit geht ein schöner und wichtiger Brauch verloren, der die Beziehungen in der Familie belebt und festigt. Deshalb ist es gut, dass man wenigstens bei Festen und besonderen Anlässen immer noch gerne miteinander zu Tisch sitzt. Gastgeber servieren ihren Gästen dann etwas, das schmeckt, und es muss auf jeden Fall reichen. Niemand soll hungrig oder unzufrieden wieder nach Hause gehen. Man will dem anderen etwas Gutes tun.

In allen Kulturen und zu allen Zeiten spielt das gemeinsame Essen und Trinken eine große Rolle. Es ist nicht nur eine Nahrungszufuhr, sondern bedeutet immer auch Gemeinschaft und gegenseitige Wertschätzung. In der Familie ist das so, und auch im Freundeskreis, im Berufsleben, in der Gemeinde, in der Politik und vielen anderen Zusammenhängen.

So gab es in der Gemeinde in Korinth zu Lebzeiten von Paulus ebenfalls gemeinschaftliche Mahlzeiten. Sie fanden während des Gottesdienstes statt, das erfahren wir im ersten Brief an die Korinther. Das „Abendmahl“, auch „Herrenmahl“ genannt, war damals eine echte Mahlzeit im Kreis der Gemeinde, zu der sich die Mitglieder etwas zum Essen mitbrachten. Paulus geht hier darauf ein, worauf die Teilnehmenden bei diesen Mahlzeiten achten sollten, und zwar war es ihm wichtig, dass sie mit ihrem Verhalten an die Gegenwart Christi erinnerten. Jesus Christus hatte die Mahlfeier gestiftet, und sein Geist sollte dabei lebendig sein. Durch ein bestimmtes Verhalten war das in der Gemeinde in Korinth aber undeutlich geworden.

Es hatte sich nämlich eingebürgert, dass jeder und jede aus den mitgebrachten Speisen eine Mahlzeit nur für sich selbst machte, man verzehrte sein eigenes Essen. Die Einzelnen stellten es nicht für das gemeinsame Mahl zur Verfügung. So wurden die Reichen satt, die Armen blieben hungrig und wurden obendrein beschämt. Und damit zerstörten die Korinther den Sinn des Abendmahls, das ist die Meinung von Paulus. Er erinnert sie deshalb an die Überlieferung, die er vom Herrn empfangen hatte: Das Mahl, das sie feiern, war vom Herrn selber gestiftet und hatte von Anfang an einen starken gemeinschaftlichen Charakter. Dafür zitiert er die Worte Jesu, die in den Evangelien überliefert wurden. Er hat sie an dem Abend vor seiner Hinrichtung gesprochen, „in der Nacht, da er verraten ward“, als er mit den Jüngern sein letztes Mahl einnahm. Von daher empfängt die Mahlfeier im Gottesdienst seine Einmaligkeit und seine Bedeutung, d.h. das Leiden und Sterben Jesu prägen es ganz entscheidend. Es ermöglicht eine Teilhabe an seiner Hingabe. Darauf weisen die Worte hin „für euch gegeben“ und „für euch vergossen“. Das Brot wird zum Leib Christi und der Kelch enthält sein Blut. Er ist gleichzeitig ein Sinnbild des Bundes, den Gott verheißen hat. Bei der Feier wird er vergegenwärtigt. Die Teilnehmenden bekommen das Heil geschenkt und „verkündigen den Tod des Herrn, bis er kommt“.

Das ist das, was Paulus hier hervorhebt, und so ist es auch in die kirchliche Tradition eingeflossen: Es gibt deshalb beim Reichen des Brotes und des Kelches die Spendeworte: „Christi Leib, für dich gegeben“ und „Christi Blut, für dich vergossen.“ Sie erinnern an die Gegenwart Christi und lassen seinen Geist lebendig werden. Sie bezeugen seine Liebe und stiften Gemeinschaft.

Viele Christen haben damit allerdings heutzutage Probleme. Zum Einen wollen und können sie sich nicht vorstellen, dass sie den Leib Christi essen und das Blut Christi trinken. Das hat für sie etwas Abstoßendes und Kannibalisches an sich. Außerdem wirkt es wie Zauberei: Wie soll denn bitte aus dem Brot und dem Wein Leib und Blut Christi werden? Nicht umsonst ist aus der lateinischen Formel „Hoc est corpus meus“ – auf Deutsch, „das ist mein Leib“ – die Zauberformel „Hokus Pokus“ geworden.

Und das andere Problem, das viele haben, ist die Erinnerung an den Tod Jesu. „Für dich gegeben, für dich vergossen“ klingt nach einem Opfer, das gebracht wurde, und das ist düster und negativ. Das passt nicht in unser Denken und Lebensgefühl. Die Spendeworte, die daran erinnern, sind deshalb in vielen Gemeinden und Köpfen überholt. Es hat sich eingebürgert, das Brot und den Wein mit den Worten weiterzureichen „nimm und iss vom Brot des Lebens“ und „nimm und trink vom Kelch des Heils.“ Das ist positiver und viel leichter zu verstehen. Und diese Worte liegen auch nahe. Sie stammen zwar nicht aus der biblischen Abendmahlstradition, aber dahinter steht die Aussage Jesu: „Ich bin das Brot des Lebens“. Und das ist ein Wort aus dem Johannesevangelium (Joh. 6, 48). Insofern sind sie durchaus biblisch und legitim und ja auch sehr schön. Sie sind eingängiger und wirken bejahender.

Trotzdem möchte ich einmal fragen, ob damit nicht doch etwas verloren gehen kann. Der Ausdruck „Brot des Lebens“ hat für sich genommen zunächst ja nichts mit Jesus zu tun. Er könnte auch aus einer Naturreligion stammen. Ich muss dabei immer an rituelle Mahlzeiten denken, die das Geschenk des Lebens feiern. So etwas gibt es in anderen religiösen Gemeinschaften bestimmt ebenso. Wenn wir beim Brot also nicht an Jesus denken, wird der Ausdruck heidnisch und abergläubisch. Das Essen und Trinken bekommt einen esoterischen Charakter, und der Zusammenhang mit Christi Leiden und Sterben verblasst. Christus tritt in den Hintergrund. Die Größe seiner Tat, das Wunder seiner Auferstehung und das „Geheimnis des Glaubens“, all das droht unterzugehen. Die Tatsache, dass wir alle sterben müssen, dass es Krankheit und Leid gibt, Not und Elend, und dass Christus deshalb gekommen ist, all das wird ausgeblendet.

Ich möchte deshalb einmal ein Plädoyer für die Spendeworte „Christi Leib, für dich gegeben“ und „Christi Blut, für dich vergossen“ halten. Drei Dinge sind an diesen Worten wichtig und schön.

Erstens wird mit den Formeln unmissverständlich deutlich, dass beim Abendmahl Christus gegenwärtig ist. Sein Name wird genannt, und darin liegt bereits eine besondere Kraft. Wie jeder Name ist auch der Name Christi ein Teil von ihm. Wenn wir ihn nennen, rechnen wir mit seiner Gegenwart. Wir vergewissern uns damit, dass er da ist, und dass es um etwas Heiliges geht. Nicht unsere Gefühle oder schöne Vorstellungen stehen im Mittelpunkt des Abendmahls, sondern Christus selber. Und wir erinnern uns auch nicht nur an ihn, sondern verlassen und auf die Wirklichkeit seines Todes und seiner Auferstehung. Sie sind ein Geschehen, etwas Lebendiges und Kraftvolles, und da werden wir hineingezogen. Und es geht sogar noch weiter: Christus zieht gleichzeitig in uns ein, er verbindet sich mit uns und schenkt uns leibhaftig das Heil, das er durch seinen Tod und seine Auferstehung geschaffen hat. Christus wird die Mitte unseres Lebens und unserer Gemeinschaft. Das ist das erste, was bei den Worten „Christi Leib, für dich gegeben“ und „Christi Blut für dich vergossen“ anklingt, und das ist viel mehr als ein schönes Gefühl oder ein angenehmer Zuspruch.

Der zweite Punkt betrifft die Lebenshingabe Jesu Christi, sein Leiden und Sterben, das in diesen Worten vorkommt. Sie sind zwar etwas düster, aber so ist unser Leben auch oft. Es gibt darin viel Leid, kaum jemand kommt unbelastet zum Abendmahl, irgendetwas treibt uns immer um. Es kann Schuld oder Angst sein, Ratlosigkeit oder Trauer. Und das müssen wir nicht ausblenden, es darf alles vorkommen. Die schweren Gefühle, die damit einhergehen, müssen wir nicht abstellen. Im Gegenteil, gerade weil es uns oft nicht gut geht, ist Christus gekommen. Er hat unser Leid mit uns geteilt, wir sind in der Dunkelheit des Lebens nicht allein. Gott selber geht mit uns, er kennt die Tiefen und hat sie nicht gescheut. Und im Abendmahl zeigt er uns das. Da dürfen wir seine Liebe empfangen, die tröstet und stärkt. Sie beschönigt nichts, sondern überwindet das Leid. Christus schenkt uns im Abendmahl eine Kraft, die stärker ist als der Tod und die Dunkelheit. Es ist wie eine Medizin, ein heilbringendes Mittel. Deshalb dürfen wir alles mitbringen, was uns belastet. Wir werden so geliebt, wie wir sind, und sollen neues Leben empfangen. Natürlich ist das Brot des Abendmahls dadurch „Brot des Lebens“ und der Kelch ein „Kelch des Heils“. Aber sie sind es eben nur, weil Christus darin gegenwärtig ist, weil sie sein Leib und Blut sind. Das ist das Zweite.

Und als Drittes fordern die Formeln und die Vorstellung, dass wir Leib und Blut Christi zu uns nehmen, unseren Glauben heraus, und das ist gut und wichtig. Mit der Vernunft oder dem Verstand lässt sich die Umwandlung der Elemente nämlich nicht erklären oder begreifen. Es bleibt ein Geheimnis, wie Christus in ihnen gegenwärtig ist. Dahinter steht kein natürlicher Vorgang, sondern es ist ein Sakrament, d.h. eine Handlung, die die unsichtbare Wirklichkeit Christi vergegenwärtigt. Und damit kommen wir nur in Berührung, wenn wir zu Christus in Beziehung treten, wenn wir auf seine Worte hören, uns ihn vor Augen halten und uns auf ihn einlassen. Das hat besonders Luther betont. Im Kleinen Katechismus hat er unterstrichen, dass die Worte neben dem leiblichen Essen und Trinken das Hauptstück im Sakrament sind. Und wer diesen Worten glaubt, der hat, was sie sagen.“ Und das heißt, das Abendmahl muss in eine lebendige Glaubenspraxis eingebunden sein. Auch andere religiöse Vollzüge sind wichtig, wie das Vertrauen, das Gebet, Lesen oder Hören des Wortes Gottes, Verkündigung und Gemeinschaft. Das Abendmahl ist ein Teil unserer Frömmigkeit, und nur wenn die lebendig ist, kann es uns etwas bedeuten. Deshalb war es Paulus wichtig, dass die Gemeinschaft der Christen von Liebe gekennzeichnet war. Der Umgang miteinander ist ja ein Teil der Glaubenspraxis und zeigt an, ob Christus mit seiner Liebe das Leben prägt. Das ist als Drittes wichtig.

Lasst uns also diese drei Punkte beachten: Dass Christus im Abendmahl gegenwärtig ist, dass er für uns gestorben und auferstanden ist, und dass wir an ihn glauben und ihm nachfolgen.

Dann wirkt das Abendmahl tatsächlich. Es ist keine gewöhnliche Mahlzeit, die wir einnehmen, damit wir satt werden, sondern „schenkt Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit“, wie Luther sagt. Es ist ein Mahl der Liebe Gottes, er tut uns dabei etwas unendlich Gutes. Und alle, die herzutreten, sind in gleicher Weise willkommen, es gibt keine Unterschiede und keine Beurteilungen. So sättigt das Abendmahl unsere Seele, es macht uns froh und zuversichtlich und stiftet in besonderer Weise Gemeinschaft. Lasst es uns deshalb mit Ernst und Dankbarkeit empfangen.

Amen.

 

Seht, welch ein Mensch!

Predigt über Johannes 18, 28- 19, 5: Jesus vor Pilatus

5. Sonntag der Passionszeit, Judika, 7.4.2019
9.30 und 11 Uhr, Luther- und Jakobikirche Kiel
„Auf dem Weg – Gerechtigkeit und Schöpfung“

Der fünfte Sonntag in der Passionszeit hat den Namen „Judika“. Das ist das lateinische Wort für „Schaffe mir Recht“, mit dem Psalm 43 beginnt. Die ersten beiden Verse daraus lauten: „Schaffe mir Recht, o Gott, und errette mich! Denn du bist der Gott meiner Stärke.“ In der kirchlichen Tradition ist das die Antiphon (dt.: Vorton) zu dem Wochenpsalm. Dieser Sonntag thematisiert also in besonderer Weise Recht und Gerechtigkeit. Deshalb schlägt die Nordkirche seit vier Jahren vor, die Gottesdienste unter das Motto zu stellen: „Auf dem Weg zur Gerechtigkeit“. In diesem Jahr stehen die Klimagerechtigkeit und die Schöpfung dabei im Mittelpunkt. Wir haben uns dem Vorschlag heute angeschlossen und bedacht, was Gott in diesem Zusammenhang von uns will und wozu er uns befähigt.

Johannes 18, 28- 19, 1

18 28 Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium; es war früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten.
29 Da kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Was für eine Klage bringt ihr gegen diesen Menschen vor?
30 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet.
31 Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand töten.
32 So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.
33 Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden?
34 Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben dir’s andere über mich gesagt?
35 Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan?
36 Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt.
37 Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.
38 Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?
Und als er das gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm.
39 Es besteht aber die Gewohnheit bei euch, dass ich euch einen zum Passafest losgebe; wollt ihr nun, dass ich euch den König der Juden losgebe?
40 Da schrien sie wiederum: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.
19 1 Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln.
2 Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an
3 und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden!, und schlugen ihm ins Gesicht.
4 Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde.
5 Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!

Liebe Gemeinde.

„Gerechtigkeit bedeutet für mich, dass alle Geschöpfe Gottes, Mensch und Tier, heute und in Zukunft den Lebensraum haben, den sie benötigen, um sich entfalten zu können.“ Das ist eine von vielen Antworten auf die Frage, was Gerechtigkeit bedeutet, die zur Vorbereitung auf diesen Sonntag gesammelt wurden. Jan Christensen hat das gesagt, der Pastor für Umweltfragen der Nordkirche. Und er hat damit sehr schön auf den Punkt gebracht, wie Gerechtigkeit und Schöpfung zusammengehören. Man hört aus seinem Satz auch sofort die Klage heraus, dass das leider sehr oft missachtet wird: Wir zerstören den Lebensraum anderer mit unserem Verhalten.

Und das ist nicht erst heutzutage so. Die ganze Menschheitsgeschichte ist von unendlich viel Ungerechtigkeit durchzogen, es scheint ein nie endendes Problem zu sein. So ging es auch im Prozess gegen Jesus sehr ungerecht zu, das wird deutlich, wenn wir folgende Antwort beachten: „Gerechtigkeit bedeutet für mich, dass jeder Mensch dieselbe Wertschätzung und denselben Respekt erfährt.“ Das ist die Erklärung von Nina Golde, der Verantwortlichen für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Ökumenischen Forum in der Hafencity in Hamburg.

Genau darum scherten sich nämlich die Ankläger und Entscheidungsträger im Gerichtsverfahren gegen Jesus kein bisschen. Anstatt von „Wertschätzung und Respekt“ ließen sie sich von Macht und Gewalt leiten. Das bezeugt die johanneische Schilderung vom Prozess Jesu vor Pilatus. Dieser Ausschnitt aus der Leidensgeschichte Jesu ist im Blick auf die Ungerechtigkeit, zu der Menschen in der Lage sind, zutiefst deprimierend. Was passierte hier?

Jesus wurde am Morgen nach seiner Gefangennahme und dem Verhör vor dem Hohenpriester zu der politischen und gerichtlichen Behörde in Jerusalem gebracht, dem Prätorium. Es war die Residenz des Provinzstatthalters Pilatus, der gleichzeitig der oberste römische Richter in Judäa war. Zum Passahfest war er nach Jerusalem gekommen, weil er dort wegen der großen Menschenmengen Unruhen befürchtete. „Bloß kein Aufruhr!“, das war sein Ziel.

Doch das erreichte er nicht, denn es gab schon ein großes Problem: Einige Oberpriester und Diener, die vom Hohenpriester beauftragt worden waren, hatten Jesus öffentlich angeklagt, und die Menschen in der Stadt waren bereits aufgebracht. Alle verlangten von Pilatus, Jesus zu verurteilen.

Für den römischen Statthalter war das eine innerjüdische Streitigkeit, die er möglichst schnell los werden wollte, eine lästige Angelegenheit. Recht und Gerechtigkeit interessierten ihn in diesem Fall gar nicht, sonst hätte er die Klage führenden Männer abgewiesen. Doch das tat er nicht, er spielte stattdessen seine Macht aus. Dafür gab er sich weltmännisch und suchte zunächst das gepflegte Gespräch mit dem Gefangenen. Es ging um die Frage der Wahrheit. Die Antworten Jesu erschienen ihm zwar rätselhaft, aber nicht gefährlich. Er ging zwischen dem Angeklagten und den Anklägern hin und her, und bekundete dann vor ihnen: „Ich finde keine Schuld an ihm.“ Doch anstatt dabei zu bleiben und Jesus freizulassen, wollte er sich bei denen, die am lautesten schrien, beliebt machen. Er war in dem Drama ein schwacher Regent, ein lächerlicher Statthalter, der nicht den Mut aufbrachte, für Gerechtigkeit zu sorgen.

Und so überließ er Jesus, der ihm augenscheinlich völlig egal war, seinen Soldaten. Sie konnten mit ihm tun, was sie in ihrer Einfalt wollten. Spott und rohe Gewalt fielen ihnen ein. Sie kosteten ihren Freibrief zur Erniedrigung des Wehrlosen aus. Einen Kranz aus Dornen setzten sie ihm, der König sein sollte, auf den Kopf, und legten ihm einen purpurnen Mantel um. Sie verspotteten ihn und mit ihm als Königskarikatur das jüdische Volk, und schlugen ihm ins Gesicht.

Derart misshandelt führte Pilatus ihn dann nach draußen vor das Prätorium. Wieder sagte er: „Ich finde keine Schuld an ihm“, doch erneut blieb das ohne Folgen. Pilatus, der sich stark und weise zeigen wollte, wirkte mit jedem Schritt und jedem Wort schwächer und einfallsloser.

Jesus dagegen sagte am Ende nichts mehr. Er erduldete, was ihm angetan wurde, und darin lag keine Schwäche. Es war bereits die Kraft der Auferstehung, die ihn trug. Er wirkte auf geheimnisvolle Art stark und überlegen. Das musste auch Pilatus zugeben. Der Evangelist legt ihm die Worte in den Mund: „Seht, welch ein Mensch!“ Und Pilatus ahnte nicht, was er damit sagte. Der schwache Statthalter verkündete mit diesem Satz die tiefste Wahrheit. Gegenüber den Anklägern bedeuteten seine Worte: Der, den ihr da anklagt, ist nur ein einfacher Mensch. Was habt ihr? Was fürchtet ihr ihn? Für uns aber, die wir das Evangelium hören und lesen, liegt in dem Ausruf noch viel mehr, denn wir glauben, dass dieser Mensch zugleich Gott ist.

Gottes Wort hat in ihm Gestalt angenommen, ist Fleisch geworden, und er hat sich bewusst erniedrigen lassen. In diesem einfachen, wehrlosen Menschen, der zum Spielball weltlicher Macht wird, ist Gott gegenwärtig. Im zutiefst menschlichen Leid, dem des ausgelieferten und verspotteten Gefangenen, ist Gott ganz in der Welt angekommen. Und er ist für alle sichtbar. Seine Menschlichkeit und die Gewalt, die ihm angetan wird, werden nicht mehr verheimlicht.

Und damit hat Gott allen, die Unrecht leiden, einen neuen Weg eröffnet. Es ist möglicherweise nicht der Weg, auf dem ihnen menschliches und weltliches Recht zu Teil wird, aber sie bekommen eine Hoffnung und eine Zuversicht, die weit über die Welt hinausweist.

Und das ist eine wichtige Botschaft, auch für uns. Denn wir leiden alle darunter, dass dieses Leben nicht perfekt ist. So vieles geschieht, was wir nicht wollen und gutheißen: Es gibt Zerstörung und Unrecht, das Böse ist da. Niemand scheint das Große und Ganze im Blick zu haben, viele suchen nur ihren eigenen Vorteil. Selbstsucht, Gier und Arroganz bestimmen das Verhalten unzähliger Menschen. Man lebt auf Kosten anderer und missachtet ihre Rechte. Und wer übernimmt schon Verantwortung oder nennt Ungerechtigkeit ungeschminkt beim Namen? Das sind nur wenige, und selbst wenn wir dazu gehören, fühlen wir uns oft machtlos. Was können wir schon tun, damit das alles aufhört? Die Resignation lauert um die Ecke und manchmal erfasst sie uns auch. Wir haben dann keine Hoffnung mehr und schauen zu, wie die Welt und die Menschheit ihrem Ende näher kommt.

Doch genau das ist nicht nötig, denn Jesus Christus hat durch seine Stärke in jede Leidensgeschichte eine Hoffnung gebracht. Die Leidenden und Entrechteten sind nicht allein in ihrer Erniedrigung. Gott nimmt sich ihres Leids an und trägt es selbst.

Wir sind deshalb eingeladen, uns mit ihm zu verbinden, seine Nähe zu suchen und seine Kraft in uns aufzunehmen. Wir können ihn um Zuversicht bitten. Denn er zeigt uns auch, dass es so, wie es ist, nicht sein und bleiben soll. In Jesus ist der zu uns gekommen, der Himmel und Erde geschaffen und der das Unrecht und den Tod überwunden hat. Eines Tages wird er seine Gerechtigkeit ganz zum Sieg führen und die Menschheit erlösen.

Das ist unser Glaube, der die Hoffnung in uns am Leben erhält. Aus ihm heraus können wir das Nötige tun. Wir können den Keim des Trostes und der Hoffnung säen, indem wir die „Würde aller anderen Lebewesen achten“, uns zusammensetzen und miteinander reden, Hierarchien in Frage stellen und auf die „Ausgewogenheit in jeder Beziehung“ achten, sei es „zwischen den Menschen oder zwischen der Menschheit und der Schöpfung“. Wir können „aktiv einen Beitrag leisten für ein gutes Leben für alle“, so dass alle „Menschen und Geschöpfe Lebensfülle und Frieden haben.“

Das sind weitere Erklärungen zu der Frage, was Gerechtigkeit bedeutet. Dr. Frederik O. Shoo, der leitende Bischof der Lutherischen Kirchen in Tansania, hat es kurz und knapp gesagt: „Gerechtigkeit ist, wenn die Schöpfung Gottes respektiert wird.“ Und er hat  dazu berichtet, was das in seinem Land und in seiner Kirche konkret bedeutet. Es ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass wir nie die Hoffnung aufgeben müssen:

„Wir alle wissen: Der weltweit zunehmende Ausstoß von CO2 verursacht einen Klimawandel, dessen Auswirkungen wie Dürre, Hunger, Überschwemmungen und Tod immer dramatischer werden. In meiner Kirche versuchen wir dem entgegenzutreten und das Unsere in der ,verwandelnden Nachfolge‘ etwa dadurch zu tun, dass wir an den Hängen des Kilimandscharo, des höchsten Berges von Afrika, Bäume pflanzen. Jeder Konfirmand und jede Konfirmandin pflanzt zehn Bäume. Denn wir wissen: Bäume binden CO2. Bäume sorgen für gute Luft. Bäume halten Wasser und die fruchtbare Erde. Bäume sind Leben. So haben wir es geschafft, in über zehn Jahren schon mehr als drei Millionen Bäume am Kilimandscharo zu pflanzen.
2. Wir alle wissen: Der weltweit zunehmende Plastikmüll ist eine Gefahr für die Umwelt. Während die EU-Kommission die Reduzierung von Plastiktüten bis 2025 auf immerhin noch 40 Tüten pro Person im Jahr anstrebt, gehen viele afrikanische Länder weiter. So versuchen sich selbst Regierungen in meinem Heimatkontinent in dieser ,verwandelnden Nachfolge‘ – auch wenn sie es selber wohl nicht so bezeichnen würden – und verbieten die Plastiktüte. 13 Länder sind es inzwischen: Äthiopien, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Malawi, Mali, Marokko, Mauretanien, Ruanda, Somalia, Südafrika, Tansania und Uganda. Deswegen möchte ich fragen: Afrika macht es vor – wann macht es Europa nach?“

Anregungen für die Predigt und die Zitate sind dem Materialheft zu diesem Sonntag entnommen, das die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, Hauptbereich Mission und Ökumene, herausgegeben hat.