Wandelt als Kinder des Lichtes

Betrachtungsgottesdienst Kinder des  Lichtes“,  26.7.2015, 9.30 Uhr, Lutherkirche Kiel

8. Sonntag nach Trinitatis
Predigt über Johannes 12, 35f: Werdet Kinder des Lichtes

Wir haben im Gottesdienst wieder zwei Kunstwerke betrachtet. Das war einmal das  Buntglasfenster unserer Kirche, auf denen Feuerflammen zu sehen sind, und ein Gemälde von der Künstlerin Cornelia Patschorke, das den Titel trägt: „Er kam als Licht in die Welt“.
Mit den Betrachtungen wurden wir an den Heiligen Geist und das Licht Christi erinnert. Wir sollen es empfangen. Der Wochenspruch dazu lautet: „Wandelt als Kinder des Lichtes. Die Frucht des Lichtes ist lauter Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Epheser 5,9) Es ging also darum, dass unser Lebenswandel vom Licht und vom Geist Christi geprägt sein möge.

 

Betrachtung des Buntglasfensters Flammen
von Binia Kempe

Ausgangspunkt unseres Gottesdienstes heute ist einPfingstenes der Buntglasfenster. Sie haben alle am Eingang eine Karte mit der Abbildung des Fensters bekommen. Wenn Sie das Fenster im Original genauer betrachten möchten und dafür einen ungünstigen Platz haben, setzen Sie sich doch bitte gern jetzt auf einen anderen Platz.

Die Epistellesung für den heutigen Sonntag steht im Brief des Paulus an die Epheser im 5. Kapitel und ist überschrieben mit: Kinder des Lichtes.

Epheser 5, 8b- 13

8b Nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.
9 Wandelt wie die Kinder des Lichtes – die Frucht des Lichtes ist lauter Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit –
10 und prüfet, was da sei wohlgefällig dem Herrn.
11 Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, strafet sie vielmehr.
12 Denn was heimlich von ihnen geschieht, das ist schändlich auch nur zu sagen.
13 Das alles aber wird offenbar, wenn´s vom
Licht gestraft wird; denn alles was offenbar wird, das ist Licht.
14 Darum heißt es: Wache auf, der du schläfst,

und stehe auf von den Toten,
so wird dich Christus erleuchten.

Was sehen wir nun in unserem Fensterbild?
Der Künstler, der die Fenster geschaffen hat – das war im Jahre 1963 Gerhard Hurte aus Eutin – hat wohl, das dürfen wir sicher annehmen, an das Pfingstfest gedacht. In der Apostelgeschichte wird das Pfingstgeschehen so erzählt:
„Und es erschienen ihnen Zungen, wie von Feuer, die sich verteilten und sich auf jeden von ihnen setzten, und sie wurden alle mit dem heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu predigen, wie der Geist es ihnen eingab.“ (Apg. 2, 3f)
Wir sehen Zungen, man spricht auch von Feuerzungen, gelb und heiß. Feuerzungen die in den blauen Himmel lodern und Licht geben.
Das Feuer war in der damaligen Welt des Alten und Neuen Testaments eines der vier Elemente, aus denen die Welt besteht: Wasser, Erde, Luft und Feuer.
Im Alten Testament ist das Feuer meist Bild und Symbol für den Zorn Gottes.
Im Neuen Testament ist es dann Symbol der Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes, zum einen brennend und verzehrend und zum anderen leuchtend und Wärme spendend.
Es ist aber auch Symbol des Heiligen Geistes, zum einen wegen der Pfingstgeschichte und zum anderen wegen der Worte Johannes des Täufers:
Ich taufe euch mit dem Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich; der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen.  (Mt. 3,11)
Das Feuer – zum einen beängstigend, verzehrend und heiß, zum anderen reinigend und Helligkeit, Wärme und Licht gebend: so viele verschiedene Möglichkeiten sind in dem Feuer.
Wie hatte Luther übersetzt im Epheserbrief:
„Wache auf, der du schläfst,
und stehe auf von den Toten,
so wird dich Christus erleuchten. (5,14)
Erleuchtung – ja, auch darin ist das Bild vom Feuer.
Der heilige Geist kann uns auf so viele verschiedene Arten erleuchten.

 

Betrachtung des Gemäldes Er kam als Licht in die Welt von Cornelia Patschorke (2003)
von Christa LehmannLicht

Ein zweites Bild, ein zweiter Zugang zum Thema „Licht“ – Sie halten die Karte in der Hand. Geschaffen
wurde das Werk von Cornelia Patschorke, einer zeitgenössischen Künstlerin, im Jahr 2003. Sie hat dazu Acrylfarbe und Sand auf eine 90 x 90 cm große Leinwand  aufgebracht.
„Er kam als Licht in die Welt“ nennt sie diese Darstellung. Ein dunkles Blau in verschiedenen Abstufungen und leuchtendes Gelb bestimmen das Bild, wobei das Gelb wie eine Säule die blauen Flächen von einander trennt. Es wirkt wie ein Lichteinbruch in den quadratischen Raum, der – wie die Zahl vier – als Symbol für die Welt verstanden werden kann. Wir erinnern uns an die Schöpfungsgeschichte:
„… es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.“ (1. Mose 1, 2-5a)
Die Kraft des Lichts drängt die Dunkelheit zurück. Das ist die Aussage dieser Darstellung. So kommt uns als zweites Jesus in den Sinn, der von sich selbst sagte: „Ich bin das Licht der Welt.“ (Joh 8,14) Aus dem Bild ist zu spüren, was Johannes am Anfang
seines Evangeliums schreibt: „Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ (1,5) Und etwas weiter spricht er das an, was die Künstlerin auch mit dem quadratischen Format ausdrückte: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“ (1,9)
In der Lesung aus dem Matthäusevangelium haben wir eben gehört: „Ihr seid das Licht der Welt“ (5, 14a) Oder, wie es bei Johannes heißt: „Wer mir nachfolgt,…wird das Licht des Lebens haben“ (8,14) Das bedeutet doch, dass wir als Christen am Licht Jesu Christi teilhaben, wenn wir uns auf ihn einlassen, ihn in unser Leben hineinlassen. Sein Feuer will in uns brennen. Durch jeden und jede von uns – trotz all unserer  Unvollkommenheit – will Jesus seinem Licht Raum schaffen in dieser so oft dunklen und kaltherzigen Welt: „damit sie eure guten Werke sehen und – darum geht es! –  euren
Vater im Himmel preisen.“ (Mt. 5,16)

 

Predigt über Johannes 12, 35f

Johannes 12, 35.36:

35 Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht.
36 Glaubt an das Licht, solange ihr’s habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet. Das redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen.

Liebe Gemeinde.
Wir haben zwei Bilder betrachtet, die das Licht zum Thema hatten, unser Pfingstfenster und ein modernes Gemälde. Es sind zwei geistliche Bilder, d.h. sie wollen die biblische Botschaft veranschaulichen, und das ist ihnen auch sehr gut gelungen.
Vom Licht ist ja an vielen Stellen in der Bibel die Rede, und es steht immer im Zusammenhang mit der göttlichen Kraft und Gegenwart. Sie ist wie Feuer und Wärme, sie verdrängt die Finsternis und bringt Licht und Klarheit. Das zeigen die Bilder sehr schön.
Dabei sollen wir das nicht nur hören und betrachten. Das Ziel der biblischen Aussagen und der Bilder ist vielmehr, dass wir das Licht empfangen und selber darin wandeln. Es kann die Dunkelheit aus unserem Fühlen und Denken vertreiben, und darauf sollen wir uns einlassen. Christus möchte, dass sein Feuer in uns brennt, wie wir gehört haben. Er lädt uns ein, „Kinder des Lichtes“ zu werden.
Dazu gibt es viele Stellen im Neuen Testament. Einige haben wir bereits gehört. Im Johannesevangelium finden wir diese Aussagen in einem Gespräch, das Jesus mit seinen Jüngern führt. Sie waren bereits in Jerusalem, um am Passafest teilzunehmen. Die Stadt war also voll von Menschen, und Jesus hatte bei seinem Einzug auch Aufsehen erregt. Deshalb war er mit seinen Jüngern jetzt nicht allein, sondern viel Volk stand um ihn herum und hörte zu. An diese Menschen sind seine Worte ebenso gerichtet, wie an die Jünger.
Er thematisiert darin seinen nahe bevorstehenden Tod und will erklären, warum der geschehen muss: Er wird nicht sinnlos sein, sondern Frucht tragen und neues Leben schaffen. Er wird den Menschen das Heil bringen. Das ist seine Botschaft, und er fordert die Zuhörer dringend auf, daran zu glauben. Besonders in seinen abschließenden Worten kommt dieser Ruf in die Nachfolge zum Ausdruck. Sie lauten:
35 Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht.
36 Glaubt an das Licht, solange ihr’s habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet. Das redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen.
Er wusste, dass sein Tod eine Verheißung hatte, dass er Heil bewirkt und ewiges Leben. Doch das geht nur dem auf, der an Jesus glaubt. Das betont er hier. Er bietet den Umstehenden eine letzte Chance an, diesen Glauben anzunehmen. Das Dunkel der Nacht wird kommen, davon war er überzeugt, und dann brauchen sie das Licht, das von ihm ausgeht. Wenn sie es jetzt annehmen, werden sie als „Kinder des Lichtes“ zu ihm gehören und durch seine Erhöhung am Kreuz zum ewigen Leben gerettet werden. Das ist hier die Botschaft, und die gilt auch uns.
Doch wie geht das nun, und wollen wir das überhaupt? Akzeptieren wir diesen krassen Gegensatz, der auch auf den Bildern dargestellt ist? Sehen wir es genauso, dass wir mit Jesus das Licht haben, ohne ihn aber in der Finsternis wandeln?
Die Aussagen sind uns wahrscheinlich etwas zu dringlich und zu radikal. So dunkel ist es doch in unserem Leben gar nicht, selbst wenn wir nicht an Jesus glauben. Und wenn wir es tun, dann müssen wir trotzdem nicht gleich so kompromisslos sein, denn in vielen Bereichen des Lebens brauchen wir Jesus nicht. Da zünden wir lieber selber Lichter an, und dann wird es auch ohne ihn hell und klar.
Denn wir haben vieles, worüber wir uns freuen, und können unseren Verstand gebrauchen, um zu erkennen, wo es lang geht. Unser Fühlen und Denken geben uns die Richtung an, wir handeln aus eigener Kraft, und das meiste gelingt uns auch ganz gut. Das ist unsere gängige Meinung.
Aber stimmt die eigentlich? Ist es wirklich so, dass wir immer klar kommen, auch ohne Glauben und ohne die Kraft Gottes? Lassen Sie uns diese Meinung einmal überprüfen. Unser Fühlen und Denken haben ja ihre Grenzen, das sollten wir uns klar machen. Wir sollten einmal ehrlich sein und zugeben, dass es mitnichten heilsam ist, wenn wir nur unserem eigenen Willen folgen. Im Gegenteil, viele Probleme entstehen genau dadurch, dass uns unsere Ideen und Einsichten oft so wichtig sind.
Das erste Problem ist, dass wir uns durch unser eigenes Den-ken oft unter Leistungsdruck setzen. Es verursacht Unruhe und Hektik, ist anstrengend und macht uns müde. Irgendwann sind wir erschöpft und haben keine Kraft mehr. Das ist die eine Grenze, an die wir früher oder später geraten.
Dazu kommt, dass sich in unser Denken immer auch trübende Elemente mischen. Das sind unsere z.B. unsere Wünsche und Phantasien, Erwartungen und Illusionen. Wir sind ja nie ganz frei davon, und dadurch werden wir unseren Mitmenschen gegenüber leicht einmal ungerecht. Wir überschätzen unsere Möglichkeiten, werden laut und machen uns und andere scheu. Wir verlieren viele unnötige Worte, verschwenden Energie und verletzen uns gegenseitig. Oft entstehen mehr Probleme, als dass welche gelöst werden, denn viele Beziehungen werden belastet und möglicher weise sogar zerstört. Oft spielt Gewalt in unser Handeln mit hinein, denn sie äußert sich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Konflikte und Spaltungen sind die Folgen, und im schlimmsten Fall Mord und Totschlag.
Die schrecklichsten Beispiele dafür sind die Fanatiker, Terro-risten oder die Nationalsozialisten. An ihnen erkennen wir, wie schnell wir in die Irre geleitet werden können, und wo uns das hinführt. Da ist es dann wirklich finster, denn es herrschen Bosheit und Lüge. Die Dunkelheit bricht herein, Unfrieden, Krieg und Zerstörung breiten sich aus.
Das meint Jesus mit der „Finsternis“, und wir sollten seine Aussagen doch ernst nehmen. Denn die Finsternis ist für uns eine Gefahr. Selbst wenn wir nicht gänzlich darin gefangen sind, es ist schon schlimm, wenn wir uns überhaupt in diese Richtung bewegen. So weit sind wir von der Dunkelheit, die uns verschlingen kann, dann nicht mehr entfernt, und es ist gut, wenn wir auf die Worte Jesu hören.
Sie können uns retten und bewahren, denn er bringt uns ein Licht, das größer und heller ist, als all unsere Gedanken und Gefühle. Es hat eine ganz andere Qualität, denn es ist nicht von dieser Welt. Es kann deshalb alles durchdringen und leuchtet tiefer in unsere Wirklichkeit hinein, als unsere eigenen Lichter es jemals können. Sie verblassen dagegen geradezu. Jesus kann uns eine Klarheit schenken, die unser eigenes Fühlen und Nachdenken bedeutungslos macht.
Und zu diesem Licht und dieser Klarheit sind wir heute einge-laden. Wir sollen seinen Geist empfangen, sein Feuer soll in uns brennen und sein Licht in uns leuchten. Wenn wir es gewinnen wollen, ist es deshalb gut, wenn wir zunächst einmal inne halten und ruhig werden, unsere eigenen Gedanken loslassen, egal, wie gut wir sie finden. Anstatt etwas zu tun, müssen wir ins Licht Christi schauen, auf ihn, und uns von ihm erfüllen lassen. Er möchte uns sein Licht und seine Klarheit schenken, uns reinigen und erleuchten. Er verkündet uns, dass die Lösung unserer Probleme längst da ist. Wir müssen gar nicht so viel machen, nicht die Welt verbessern oder andere Menschen belehren, niemanden retten oder heilen. Das kann Jesus viel besser und er will es auch. Denn mit ihm ist Gott in diese Welt gekommen. Er ist für uns gestorben und auferstanden, und die Ewigkeit steht offen. Wir haben keine andere Aufgabe, als seinen Geist zu empfangen und in seinem Licht zu wandeln. Das reicht schon aus, wenn wir etwas Gutes tun wollen. Denn das hat Folgen.
Wir werden ruhig und fest, Freude und Gelassenheit ziehen in unseren Geist ein. In unserer Seele entsteht Frieden. Und wenn das so ist, bringen wir mehr in die Welt, als alle anderen, denn wir bringen „Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“, wie es im Epheserbrief heißt. Es herrschen also nicht mehr Rechthaberei und Gewalt, sondern Freundlichkeit und Erbarmen. Fairness und Redlichkeit bestimmt unser Handeln, wir erlangen Sicherheit und Gewissheit. Und das wichtigste, das wir den Menschen geben können, was ihnen am meisten fehlt, ist das ewige Licht. Es kann sich durch uns ausbreiten und vermehren und diese Welt heller und wärmer machen.
Lassen Sie uns deshalb dem Aufruf Jesu folgen und „Kinder des Lichtes“ werden.
Amen.
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