Überwinde das Böse mit Gutem

Predigt über 1. Mose 13, 1- 12: Abram und Lot trennen sich
21. Sonntag nach Trinitatis, 29. 10.2023, 11 Uhr, Jakobikirche Kiel

Liebe Gemeinde.

Eine Katze, die ins Freie kann, beansprucht ein Revier für sich. Andere Katzen sind dort in der Regel unerwünscht oder allenfalls geduldet. Eindringlinge werden bekämpft. Diese Streitigkeiten dauern zum Glück nur wenige Augenblicke, meistens bleibt es sogar bei einer Mischung aus dumpfem Grollen und jaulendem Katzentheater, aber es ist durchaus ein Revierkampf.

Den gibt es bei ganz vielen Tieren. In unseren Breitengraden können wir diese oft sehr harten und ruppigen Auseinandersetzungen z.B. noch bei Schwänen, Mardern, Amseln und Igeln beobachten. Aber auch in Gegenden, über die wir normalerweise nur Filme sehen, taucht dieses Thema immer wieder auf. Es ist in der Natur sehr weit verbreitet. Wir Menschen führen solche Kämpfe ebenso, sie liegen in unserer Veranlagung. Die meisten Kriege haben darin z.B. ihre Wurzeln.

Im Unterschied zu den Tieren haben wir allerdings die Möglichkeit, mit solchen Konflikten auch ganz anders umzugehen. Ein schönes Beispiel ist dafür eine Geschichte über Abraham und seinen Neffen Lot.

Sie steht 1. Mose 13 und lautet folgendermaßen:

1 So zog Abram herauf aus Ägypten mit seiner Frau und mit allem, was er hatte, und Lot auch mit ihm ins Südland.
2 Abram aber war sehr reich an Vieh, Silber und Gold.
3 Und er zog immer weiter vom Südland bis nach Bethel, an die Stätte, wo zuerst sein Zelt war, zwischen Bethel und Ai,
4 eben an den Ort, wo er früher den Altar errichtet hatte. Dort rief er den Namen des HERRN an.
5 Lot aber, der mit Abram zog, hatte auch Schafe und Rinder und Zelte.
6 Und das Land konnte es nicht ertragen, dass sie beieinander wohnten; denn ihre Habe war groß und sie konnten nicht beieinander wohnen.
7 Und es war immer Zank zwischen den Hirten von Abrams Vieh und den Hirten von Lots Vieh. Es wohnten auch zu der Zeit die Kanaaniter und Perisiter im Lande.
8 Da sprach Abram zu Lot: Lass doch nicht Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Brüder.
9 Steht dir nicht alles Land offen? Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.
10 Da hob Lot seine Augen auf und besah die ganze Gegend am Jordan. Denn ehe der HERR Sodom und Gomorra vernichtete, war sie wasserreich, bis man nach Zoar kommt, wie der Garten des HERRN, gleichwie Ägyptenland.
11 Da erwählte sich Lot die ganze Gegend am Jordan und zog nach Osten. Also trennte sich ein Bruder von dem andern,
12 sodass Abram wohnte im Lande Kanaan und Lot in den Städten am unteren Jordan. Und Lot zog mit seinen Zelten bis nach Sodom.

Das ist heute unser Predigttext. Wir erfahren hier, dass Abram und Lot Kleinviehnomaden waren, d.h. sie besaßen Herden von Schafen und Ziegen, die Weideland benötigten. Das fanden sie in Absprache mit den sesshaften Menschen im Land Kanaan. Doch Abram war reich geworden, seine Herden waren angewachsen, und die von Lot ebenso. Es kam deshalb zu einer Kollision der Interessen. Beide brauchten einen großen Bewegungsradius, wobei sie außerdem noch von den wenigen kostbaren Wasserstellen abhängig waren. Es gab deshalb bereits Streit zwischen den Hirten, die für Lot und Abram arbeiteten. Doch anstatt sich zu bekriegen und den Stärkeren siegen zu lassen, fanden sie eine andere Lösung: Sie trennten sich. Dabei lag es an Abraham, dass das ohne Kampf vor sich ging. Er war der Ältere und offensichtlich Vernünftigere: Er ließ Lot für die Wahl des Landes den Vortritt. Lot blickte daraufhin ins Weite, und seine Augen schweiften über den ganzen Jordangraben, der stark bewässert war. Das Land erschien ihm wunderschön, fruchtbar und grün, wie das Paradies oder wie Ägypten. Und so entschied er sich dafür. Abram zog in die andere Richtung. Das schien zunächst die schlechtere Wahl zu sein, aber hier wird bereits angedeutet, dass das eine Täuschung war. Das Land, das Lot gewählt hatte, war zwar fruchtbarer, aber die Bewohner dort waren verdorben. Lot wusste das zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht und fragte auch nicht danach. Er nahm sich einfach, was in seinen Augen als das Bessere erschien, geriet deshalb aber später in große Schwierigkeiten. Abram dagegen ging es sehr gut. Das ist die Erzählung.

Sie zeigt die beiden Männer Abram und Lot also bewusst in einem unterschiedlichen Licht: Lot erhält zwar, was er will, bekommt es aber später mit Sünde und Bosheit zu tun. Abram verzichtet dagegen auf seinen Vorteil und wird am Ende reich gesegnet. Abram soll damit ein Vorbild sein. An ihm wird deutlich, wie sinnlos es sein kann, sich vorzudrängeln und zu nehmen, was man haben möchte. Das kann böse enden. Viel klüger und weiser ist es, den eigenen Nutzen zurückzustellen und auf ganz andere Werte zu setzen. Für Abram war die friedliche Lösung wichtiger, die gütliche Trennung. Modern gesprochen sorgte er für eine Deeskalation des Konfliktes.

Dafür ist die Geschichte ein sehr schönes Beispiel. Sie zeigt, worin der Mensch in Wirklichkeit seine Freiheit und sein Heil findet. Es entsteht nicht dadurch, dass er möglichst den eigenen Willen durchsetzt. Das Gute kommt vielmehr dann zum Menschen, wenn er Rücksicht nimmt, Vernunft walten lässt und Ruhe bewahrt.

Und das ist ein wichtiger Hinweis, denn natürlicher Weise „kämpfen wir am liebsten um unser Revier“. Das ist unsere Veranlagung. Dabei muss es gar nicht nur um materielle Dinge gehen, um Land oder Besitz, es spielt sich auch im Bereich von Ideen oder Beziehungen ab: Wir wollen Aufmerksamkeit und Erfolg, Anerkennung und Zuspruch. Freiheit heißt für uns oft, das zu verwirklichen und zu besitzen, was wir wollen und uns wünschen, uns durchzusetzen und zu gewinnen.

Doch das ist eine sehr verkürzte Vorstellung von einem gelingenden Leben. Wir sind damit nicht weit von dem entfernt, was auch die Tiere tun. Und es führt wie gesagt oft zu Unheil und Krieg. Die Würde des Menschen besteht deshalb auch nicht darin, dass er so eigennützig und gewinnbringend wie möglich handelt. Was uns als besondere Wesen auszeichnet und von den Tieren unterscheidet, ist vielmehr die Fähigkeit, auf unseren eigenen Vorteil auch einmal zu verzichten. Wir können uns entscheiden, das ist unsere Freiheit, und zwar nicht nur für den Verzicht oder das Verlangen, sondern ganz allgemein für das „Böse“ oder für das „Gute“, wie es in dem Wochenspruch für heute heißt. Beides sind Kräfte, die in der Welt wirken, und es liegt an uns, welche davon die stärkere sein soll. Paulus rät uns, „uns nicht vom Bösen überwinden zu lassen, sondern das Böse mit Gutem zu überwinden“. (Römer 12,21) In den vorhergehenden Versen beschreibt er, worin das für ihn besteht. Er erwähnt brüderliche Liebe, Hoffnung und Geduld, Beharrlichkeit im Gebet, Gastfreundschaft und Mitgefühl, Einigkeit, Demut und Bescheidenheit, Verzicht auf Rache und Segnen der Feinde. Das ist der Wille Gottes. Er kann uns formen und unser Denken und Handeln prägen. Es kommt auch in dem Evangelium von heute vor. Das ist die Stelle in der Bergpredigt, in der Jesus uns dazu ermahnt, auch „unsere Feinde zu lieben“. (Mt. 5,44)

Diese Gebote kennen wir alle, weil wir sie häufig hören. Genauso oft werden in diesem Zusammenhang allerdings auch zwei Fragen gestellt. Die erste lautet: Sind die Feindesliebe und all die anderen Tugenden nicht viel zu schwer? Wie sollen wir das hinbekommen? Wir sind nicht Abram oder Paulus oder Jesus. Ist das, was sie uns vorleben und sagen, nicht ein viel zu hoher Anspruch, den wir nie erfüllen können? Das ist die erste Frage.

Zweitens zweifeln wir daran, ob wir das überhaupt wollen. Wenn wir uns nicht durchsetzen, können wir doch untergebuttert und ausgenutzt werden. Wir verlieren immer nur und gewinnen nichts. Es ist ungesund, so zu leben, Neurosen und Traumata entstehen, das ist unsere Befürchtung.

Beide Fragen sind berechtigt, lasst uns darüber also noch kurz nachdenken. Dabei gilt als erstes, dass die Ermahnungen, die sowohl in unserer Erzählung als auch in dem Wochenspruch und dem Evangelium stecken, keine Forderungen sind. Es geht nicht um eine seelische Leistung. Hier wird vielmehr ein Leben beschrieben, das unter der Verheißung Gottes steht. Abram lebte mit dem Segen Gottes und in seiner Nähe. Er kannte nicht nur sich selbst und seinen eigenen Willen, sondern war durchdrungen vom Glauben und Vertrauen auf Gott. Er war gehorsam und selbstlos.

Und das können auch wir sein. Für uns Christen gibt es dafür sogar einen gut begehbaren Weg, den Christus uns eröffnet hat. Denn was er in der Bergpredigt beschreibt, hat er selber gelebt. Er hat seine Feinde geliebt, war demütig, geduldig und friedfertig. D.h. seine Liebe war grenzenlos und sie gilt auch uns. Wir haben durch ihn eine lebendige Quelle des Guten. Aus ihr fließt die Kraft, mit der wir seine Weisungen erfüllen können. Und diese Energie kann sich langsam in uns ausbreiten und unser Leben erfüllen und prägen. Das ist das erste, was wir beachten müssen.

Als zweites ist wichtig, dass wir damit nicht geschwächt, sondern gestärkt werden. Wir dürfen Rücksicht, Feindesliebe und Vernunft nicht mit Tatenlosigkeit oder Passivität verwechseln. Es ist vielmehr ein Übungsweg, der unsere Aufmerksamkeit fordert. Geist und Seele sind in Anspruch genommen, eine bestimmte Haltung zu entwickeln. Und wie bei jedem Training lernen wir dabei etwas, wir werden langsam besser, überwinden die negativen Impulse in uns und genesen von unserer Ichhaftigkeit. Es ist eine Kunst, die in uns wächst und reift und uns adelt. Wir werden zu den Menschen, die Gott sich gedacht hat, als er uns „nach seinem Ebenbild“ schuf. (1. Mose 1,27)

Und dabei müssen wir noch etwas Drittes beachten: Es geht nicht darum, dass wir perfekt werden. Entscheidend ist vielmehr, dass wir damit beginnen, dass wir es überhaupt anstreben. Wir müssen nicht vollkommen werden, und es macht auch nichts, wenn wir immer mal wieder versagen. Schlimm wäre es nur, wenn wir daraufhin aufgeben. Aber das muss nicht sein. Wer hinfällt, kann wieder aufstehen und weitergehen. Und dazu werden wir heute eingeladen.

Lasst uns deshalb immer wieder das Gute wählen und uns dafür entscheiden, unsere „Revierkämpfe“ aufzugeben. Lasst uns unser natürliches Verhalten überwinden, indem wir die Nähe und die Kraft Gottes annehmen, auf ihn vertrauen und uns in seinen Willen fügen. Dann sind wir auf einem guten Weg, der uns zum Frieden und zum Segen führt.

Amen.

Unser Leben in Gottes Hand

Predigt über 1. Mose 15, 1- 6: Gottes Verheißung an Abram

15. Sonntag nach Trinitatis, 17.9.2023, Gethsemanekloster Riechenberg

1. Mose 16, 1- 6
1 Nach diesen Geschichten begab sich’s, dass zu Abram das Wort des HERRN kam in einer Offenbarung: Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.
2 Abram sprach aber: HERR, mein Gott, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder und mein Knecht Eliëser von Damaskus wird mein Haus besitzen.
3 Und Abram sprach weiter: Mir hast du keine Nachkommen gegeben; und siehe, einer von meinen Knechten wird mein Erbe sein.
4 Und siehe, der HERR sprach zu ihm: Er soll nicht dein Erbe sein, sondern der von deinem Leibe kommen wird, der soll dein Erbe sein.
5 Und er hieß ihn hinausgehen und sprach: Sieh gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? Und sprach zu ihm: So zahlreich sollen deine Nachkommen sein!
6 Abram glaubte dem HERRN und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.

Liebe Gemeinde.

Die Astronomen klassifizieren die Asteroiden und geben ihnen Nummern, d.h. sie zählen sie. Ungefähr 800.000 sind aufgelistet. Das geschieht wohl aus wissenschaftlichen Gründen.

In der Erzählung vom Kleinen Prinzen gibt es einen „Geschäftsmann“, der ebenfalls die Sterne zählt. Er bildet sich ein, dass sie ihm gehören und er wissen muss, wie viele es sind. Er ist eine lächerliche Figur, eine Karikatur. Alle anderen wissen, dass er das nie schaffen wird.

Auch Abram sollte das erkennen. Gott hatte ihm aufgetragen, die Sterne zu zählen, aber weder aus wissenschaftlichen noch aus geschäftlichen Gründen: Er sollte verstehen, dass es unmöglich ist, dass sie unzählbar sind, weil es unendlich viele gibt.

Gott stand schon länger mit Abram in einem engen Kontakt. Er hatte ihn auserwählt und zum Stammvater für sein Volk berufen. Seine Nachkommen sollten das Volk Gottes werden, das dann so zahlreich wie die Sterne am Himmel wird, sich also aus unzählbar vielen Menschen zusammensetzt. Das hatte Abram auch geglaubt und sich auf diese Verheißung verlassen. Er war ausgezogen in das Land, das Gott ihm zeigen und geben wollte, um dort Kinder zu zeugen und sie zu seinen Erben zu machen.

Doch langsam wurde er nervös und ihm kamen Bedenken. Abram und seine Frau Sara waren bereits alt, und nichts war geschehen. Sie hatten keine Kinder bekommen. Wie sollte die Verheißung dann wahr werden? Abram machte sich Sorgen und Gedanken, er grübelte und zweifelte.

Gott sah das, und in einer sternklaren Nacht erschien er ihm deshalb in einer Vision. Er versprach ihm aufs Neue seinen Schutz und seinen Beistand. Er wiederholte seine Verheißung, und um sie zu veranschaulichen, schickte er Abram nach draußen. Er sollte in den Himmel schauen und die Sterne zählen. Gott sagte dazu: „So zahlreich werden deine Nachkommen sein.“ Das war seine Zusicherung, und die Sterne dienten ihm als Sinnbild.

Das Versprechen Gottes ist dann tatsächlich wahr geworden. Wie durch ein Wunder wurde Sara im hohen Alter doch noch schwanger und gebar einen Sohn, Isaak, der der Vater Jakobs wurde. Die Familien von dessen zwölf Söhnen wurden dann die zwölf Stämme Israel. Abram war also ihr Urgroßvater. So erzählt es das erste Buch Mose.

Wir wissen heute, dass die Geschichte der Anfänge des Volkes Israel in Wirklichkeit viel komplizierter und langfristiger war, aber es gehört zum Glauben Israels, dass Abram ihr Stammvater ist. Auch im Neuen Testament spielt er eine Rolle, wie z.B. bei Paulus. Im Römerbrief stellt er ihn als Beispiel für den Glauben hin. (Römer 4) Nicht seine Werke waren entscheidend, sondern sein Vertrauen und sein Gehorsam. Im Hebräerbrief gehört Abram ebenfalls zu den Glaubensvorbildern, an die in einem langen Kapitel erinnert wird. (Hebräer 11)

Und das ist eine gute Idee. Auch wir können von Abram lernen und erkennen, worauf es im Glauben ankommt.

Er war ein Mensch wie jeder andere, und als solcher machte er sich natürlich Sorgen und Gedanken. Das ist normal, ganz menschlich, das kennen wir alle. Uns treibt ebenfalls vieles um, vielleicht sogar die Frage, was kommt nach mir? Wie geht es weiter, wenn ich mal nicht mehr bin? Bleibt etwas von dem, was ich verwirklichen wollte? Habe ich alles richtig gemacht? Werden meine Kinder und Enkelkinder mich in guter Erinnerung behalten, und wird ihnen das Leben gelingen

Aber auch andere Fragen können uns umtreiben: Die Sorge um unsere Gesundheit und unseren Wohlstand, um andere Menschen, die uns wichtig sind und uns nahe stehen. Die allgemeine Weltlage beschäftigt uns, die Umweltzerstörung, die Kriege und die Katastrophen.

Wir tun natürlich etwas, um damit klarzukommen. Tatenlos sind wir nicht. Wir reden und handeln so gut wir es können, leben friedlich und umweltbewusst, suchen Beratung und ärztliche Hilfe, sprechen miteinander und treffen Vorsorge. Aber reicht das? Oft bleiben wir stecken, wissen nicht weiter, sind hilflos und unruhig. Wie Abram dachte, sein Sklave würde ihn beerben, so trösten auch wir uns mit Halblösungen und vorläufigen Antworten: Wir schreiben ein Testament, kaufen umweltfreundliche Produkte, sind freundlich zu anderen Menschen, leben gesund usw. Aber wenn wir ehrlich sind, überzeugt und beruhigt uns das alles oft nicht. Die Zweifel und die Fragen bleiben. Wir müssen also noch einen anderen Weg beschreiten, um wirklich gelassen und zuversichtlich zu werden, und genau der wird uns in der Geschichte gezeigt: Abram vertraute am Ende einfach auf Gott. Und das können auch wir tun.

Und dabei hilft es uns genauso wie ihm, einmal in den Himmel zu schauen, vielleicht sogar nachts, wenn wir die Sterne sehen. Jeder Astronom und jede Astronomin, die das regelmäßig tut, wird uns bestätigen, dass sie dabei ein Gefühl für ihre eigene Kleinheit bekommt. Alles relativiert sich, das Universum ist so unermesslich viel größer, als wir und unser Leben hier auf der Erde. Auch wenn wir Listen mit Sternnummern schreiben, werden wir es nie ganz erforschen. Die Tiefen des Weltalls sind für uns unendlich. Und diese Erkenntnis kann guttun. Unsere Sorgen werden kleiner, unsere Gedanken kommen zur Ruhe.

Und bei Abram gehörte noch etwas dazu. Es kommt sehr schön in einem Kirchenlied aus dem 19. Jahrhundert zum Ausdruck, das wir gerne mit Kindern singen. Es beginnt mit der Strophe: „Weißt du, wieviel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt? Weißt du, wieviel Wolken gehen weithin über alle Welt? Gott der Herr hat sie gezählet, dass ihm auch nicht eines fehlet an der ganzen großen Zahl.“ (EG 511,1) D.h. die Welt ist in Gottes Hand, und er liebt sie. Darauf dürfen wir uns verlassen, das sollen wir glauben.

Nun kann es natürlich sein, dass wir das zwar versuchen, aber damit nicht gegen unsere Sorgen ankommen. So ganz einfach ist der Glaube ja nicht. Es entsteht eventuell die Frage, ob wir uns nicht etwas einbilden, uns von der Realität entfernen und in eine Scheinwelt flüchten. Wer sagt uns, ob die Bibel nicht in Wirklichkeit nur ein Märchenbuch, und Gott nicht nur eine Idee oder ein weiterer schöner Gedanke ist?

Ganz sicher kann uns darauf niemand eine Antwort geben. Wir sollten sie deshalb auch nicht von anderen Menschen, d.h. von außen erwarten. Wir können sie nur in uns selber finden. Die Erfahrung kann uns lehren, dass Gott da ist, und um die zu machen, müssen wir den Glauben einfach wagen. Genau das hat Abram ja getan. Er hat an das Unmögliche geglaubt, er ist einfach davon ausgegangen, dass Gottes Verheißung sich erfüllt, und dabei hat er gemerkt, dass Gott wirklich lebt und da ist.

Und so kann es auch uns gehen. Wenn wir uns auf Gott verlassen, werden wir seine Gegenwart auch spüren. Wir machen die Erfahrung, dass er hier und jetzt da ist, für alle und für alles. Ihm gehört das Weltall, genauso wie unser kleines Leben. Er ist nicht fern und unnahbar und er ist auch keine Einbildung, sondern er ist der Ursprung und Ziel der ganzen Welt.

Wir müssen uns nur immer mal wieder Zeit für ihn nehmen, ihn suchen, zu ihm beten, mit ihm reden und auf seine Stimme hören. Dann erfahren wir, dass seine Verheißungen wahr sind.

Dabei dürfen wir als Christen und Christinnen sogar noch mehr glauben als die Anhänger und Vertreterinnen des Alten Testamentes. Denn im Neuen Testament wird uns verkündet, dass die Zusage Gottes durch Christus noch einmal viel größer geworden ist. Jeder Mensch kann im Glauben an Christus zum Volk Gottes gehören, wir sind alle seine Kinder.

Lasst uns das sein, indem wir immer mal wieder die Perspektive wechseln: Anstatt auf den Boden zu gucken oder in die Welt, auf uns selber oder auf andere Menschen, ist es gut, wenn wir den Blick in den Himmel erheben, dort die Sterne oder die Wolken bewundern und hinter allem die Hand und das Walten Gottes erkennen. Dann werden wir nicht nur getröstet und ruhig, sondern er wird auch unser Leben segnen und unser Werk gelingen lassen.

Amen.

Die große Krankenheilung

Predigt über Jesaja 29, 17- 24: Die große Wandlung
12. Sonntag nach Trinitatis, 27.8.2023. Luther- und Jakobikirche Kiel

Jesaja 29, 17- 24

17 Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden.
18 Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen;
19 und die Elenden werden wieder Freude haben am HERRN, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels.
20 Denn es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten,
21 welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen.
22 Darum spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen.
23 Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände – seine Kinder – in ihrer Mitte, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten.
24 Und die, welche irren in ihrem
Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.

Liebe Gemeinde.

Wir haben es hier mit der Verheißung einer zukünftigen Heilszeit zu tun. Der Prophet Jesaja beschreibt darin, wie Taubheit und Blindheit geheilt werden, den Schwachen geholfen wird, und Frieden und Gerechtigkeit einziehen werden. Gott ist auf der Seite der Schwachen, er heilt und baut wieder auf, er schlägt alle bösen Machthaber nieder. Und zuletzt „kommen die ‚Verirrten zur Einsicht, und wer aufsässig war, lässt sich belehren.“ So lautet der letzte Vers in der Einheitsübersetzung.

Wir finden solche Verheißungen an vielen Stellen im Alten Testament, und im Neuen Testament ebenso. Jesus hat das meiste davon verwirklicht. Das Himmelreich ist durch ihn angebrochen, „das Reich Gottes ist zu euch gekommen“ (Mt. 12,28), das war seine Botschaft.

Aber stimmt die überhaupt? Hat Jesus wirklich etwas verändert? Es gibt ja nach wie vor viel Elend, Krankheit, Not und Ungerechtigkeit. Oft denken wir: Die Vision des Propheten und auch die Predigt Jesu sind unrealistisch und passen nicht in unsere Realität.

Natürlich könnten wir die Verheißung umdeuten und sie als eine Aufforderung verstehen. Dann würde damit das beschrieben, was es zu tun gibt. Es wäre eine Ermahnung, uns um eine bessere Welt zu kümmern, für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten, den Armen und Kranken zu helfen und die Traurigen zu trösten.

Aber erstens wäre das eine sehr freie Interpretation, denn hier ist eindeutig vom Handeln Gottes die Rede. Aufforderungen und Handlungsanweisungen gibt es zwar in der Bibel, aber diese Stelle gehört nicht dazu. Außerdem wären wir damit restlos überfordert. Vieles von dem, was hier genannt wird, lässt sich gar nicht verwirklichen. Wie sollen wir denn alle Blinden sehend machen, alle Diktatoren und Lügner stoppen, alle Armut beseitigen? Es ist zwar gut und sinnvoll, das alles anzustreben, aber das Ziel, so wie es hier beschrieben wird, erreichen wir nie. Als Anweisung ist der Abschnitt deshalb nicht geeignet.

Natürlich können wir den Text auch einfach bei Seite legen, ihn als Phantasie abtun und nicht ernst nehmen. Doch das wäre schade, denn wenn wir genau lesen, enthält er durchaus eine Botschaft, die uns gut tut. Lasst uns das also tun, genau hinschauen, was hier steht.  

Dabei müssen wir als erstes berücksichtigen, dass der Prophet an dieser Stelle eine endzeitliche Vision darlegt. Was er beschreibt, liegt in einer fernen Zukunft. Es ist die große Wandlung, die Gott heraufführen wird, wenn er diese Welt neu macht. Mit unserer Realität, wie wir sie jetzt kennen, soll das Ganze auch gar nichts zu tun haben, denn alles wird in sein Gegenteil verkehrt.

Des Weiteren müssen wir beachten, was hier mit den Einzelnen Gruppen von Menschen, die unter etwas leiden, geschehen soll. Zunächst nennt der Prophet die Tauben. Sie werden nicht nur hören, was in der Welt geredet wird und ertönt, sondern „die Worte des Buches“. Damit ist die Heilige Schrift gemeint, das, was Gott sagt und will. Sie werden es verstehen und ihm gehorchen. Als nächstes werden die Blinden erwähnt. Auch ihnen wird nicht einfach das Augenlicht versprochen, sondern für sie bringt die Wende ebenfalls eine geheimnisvolle Offenbarung: „Ihre Dunkelheit und Finsternis“ wird aufgehoben, das Chaos lichtet sich und sie sehen, was Gott tut. Die dritte Gruppe sind die Frommen und Demütigen. Sie beugen sich vor Gott und erfahren dadurch eine große Freude. Genauso geht es auch den Armen und Verachteten, die in der Gesellschaft keinerlei Chance haben. Sie werden frohlocken und jauchzen, d.h. sie werden Gott loben und sich in ihm freuen.

Und dann ist es interessant, dass am Ende noch zwei weitere Gruppen erwähnt werden, die wir möglicher Weise gar nicht mit den Kranken, Unterdrückten und Armen in Zusammenhang bringen würden. Und zwar sind es zum Einen die, die sich auf einem Irrweg befinden und keine Orientierung im Leben haben. Sie werden zur Einsicht kommen und wissen, wo es lang geht. Zum Anderen werden die genannt, die immer etwas zu meckern haben, die Unzufriedenen und ewigen Nörgler. Sie werden Belehrung annehmen, sich an die Weisungen gewöhnen, die ihnen vorgetragen werden, und sich in ein positives Denken einüben.

Es geht hier also um mehr als körperliche Heilung oder materielle Wiederherstellung. In allen Ankündigungen spielt Gott die entscheidende Rolle, sein Wort und Wille, seine Gegenwart und seine Kraft. Er wird die Antwort sein, um ihn werden sich die Menschen versammeln, ihn werden sie erkennen und ihm dienen. Das kündigt der Prophet hier an. In der neuen Welt wird Gott die Mitte sein, seine Gegenwart wird alles bestimmen. Deshalb wird alles gut.

Es wird also um eine neue Realität gehen, und das dürfen wir als Verheißung ruhig ernst nehmen. Sie ist auch gar nicht so fern, denn Jesus Christus hat das nicht nur angekündigt, durch ihn ist diese neue Zukunft bereits angebrochen. „Das Reich Gottes ist mitten unter uns“ (Lk. 17,21) und wirkt in diese Welt hinein. Wir müssen nur hinschauen und uns ihm anvertrauen, zu ihm fliehen und zu ihm rufen. Wir dürfen viel von ihm erwarten, dann kann er uns auch verwandeln.

Dafür ist es gut, wenn wir uns zunächst die schwerwiegenden Störungen unseres Wohlbefindens bewusst machen. Das kann durchaus eine unheilbare Krankheit sein, Taubheit oder Blindheit, Armut oder Elend. Wer darunter leidet, erlebt sein Schicksal als nachteilig. Es fehlt etwas, was andere Menschen haben, im Leben klafft ein großes Defizit, und man fühlt sich vom Dasein betrogen. „Allen geht es gut, nur mir selber nicht.“ Das denken wir dann

Aber ist das wirklich so? Wenn wir genau hinschauen, gibt es doch kaum ein Leben ohne Mangel. Es ist nie vollkommen, weil wir nie alles verwirklichen können, was wir uns vorstellen. Im Geist und in der Seele entwerfen wir viel mehr Wünsche und Möglichkeiten, als wir jemals erfüllen oder umsetzen. Wir erwarten das Heil von der Welt, aber da finden wir es nicht. Deshalb sind wir oft enttäuscht und traurig. Jeder Mensch ist davon irgendwann betroffen. Denn selbst wenn alles gut verläuft, sind wir trotzdem eines Tages mit der Vergänglichkeit konfrontiert. Das Altern lässt sich nicht aufhalten, der Tod kommt irgendwann zu jedem und jeder. Und vorher wird ab einem bestimmten Zeitpunkt alles immer weniger: Die Kräfte lassen nach, der Mensch wird gebrechlich und muss am Ende das gesamte Leben loslassen.

Wir brauchen deshalb alle eine Perspektive, die über Raum und Zeit hinausweist, um bis zum Ende froh und zuversichtlich zu bleiben. Und genau die will uns der Prophet geben. Er will uns zum Vertrauen auf Gott einladen, der eines Tages alles verwandeln wird. Der Glaube ist der Weg, der uns Hoffnung und Trost schenkt, der zur Heilung, zur Ruhe und zur Gelassenheit führt. Wir müssen uns nur dafür entscheiden.

Das Schwere muss nicht das alles Bestimmende sein. Wir können unser Bewusstsein auch von der Gegenwart Gottes und seiner Liebe beeinflussen lassen. Wir können das Heil von dem erwarten, der es uns wirklich schenken kann, von Jesus Christus. Wenn wir das tun, wird die Vision des Propheten im Verborgenen wahr, denn im Glauben öffnet sich ein ganz neuer Weg.

Es geht uns so, wie den Menschen, die der Prophet vor Augen hatte. Wir können die Nöte, die er benennt, auch geistig und seelisch verstehen: Dann sind wir selber die Tauben und Blinden, die Armen und Irrenden. Und zwar sind wir taub für die Stimme Gottes und blind für seine Gegenwart. Wir irren in der Welt umher, verlieren uns in unseren eigenen Gedanken und Gefühlen, in unserem Leid und unserem Schmerz. Am Ende werden wir negativ und verbittert. Wenn wir uns dagegen Jesus Christus anvertrauen, hören wir Worte des Trostes und der Liebe, wir sehen ein helles Licht, nehmen unsere Schwachheit an und finden sicher unseren Weg. Es entsteht eine große Freude. Das Leben wird schön, auch mit dem Mangel und trotz der Defizite. Sie stören uns nicht mehr, weil wir eine tiefe Ruhe gefunden haben, die uns dankbar und zuversichtlich macht.

Und natürlich können dadurch auch einige Krankheiten geheilt werden. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Seele und Leib, das hat die Medizin längst erkannt. Die Ursprünge der Psychosomatik – wie diese Fachrichtung genannt wird – lassen sich bis an die Anfänge der Gesundheitslehre zurückverfolgen, denn es wurde schon immer daran gearbeitet, dass Seele und Geist frei werden. Dann lösen sich Verspannungen und die selbstheilenden Kräfte des Körpers werden mobilisiert. Und das ist ein guter Ansatz, von dem viele Menschen profitieren.

Trotzdem wird die Medizin wahrscheinlich niemals alle Probleme lösen, es wird immer unheilbare Krankheiten geben, und das Altern wird mit Sicherheit nicht abgeschafft. Wir brauchen deshalb den Blick über diese Welt hinaus, eine Perspektive für die Zeit nach dem Leben hier auf Erden. Es ist also gut, wenn wir daran glauben, dass wir eines Tages die Stimme Gottes hören, sein Licht sehen, seine Freude empfangen, von allen Irrtümern befreit werden und Gott in Ewigkeit loben.

Amen.

Leben aus der Taufe

Predigt über Jesaja 43, 1- 7: Gott erlöst sein Volk
Altenzentrum St. Nicolai, Kiel, zum 6. Sonntag nach Trinitatis, 13.7.2023

Jesaja 43, 1- 7

1 Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
2 Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.
3 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner statt,
4 weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe. Ich gebe Menschen an deiner statt und Völker für dein Leben.
5 So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln,
6 ich will sagen zum Norden: Gib her!, und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde,
7 alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe.

Liebe Gemeinde.

„Leben aus der Taufe“ ist das Thema des sechsten Sonntags nach Trinitatis. Er ist dem Taufgedächtnis gewidmet, d.h. wir erinnern uns an unsere Taufe und daran, was sie bedeutet: Wir wurden damit unter den Schutz Gottes gestellt, seine Fürsorge begleitet uns, denn wir sind mit Jesus Christus verbunden bis in den Tod. Wir haben Anteil an dem neuen Leben, das er uns durch die Auferstehung geschenkt hat. Nichts kann uns von ihm trennen, wir müssen uns vor nichts fürchten.

Diese Zusage hat der Propheten Jesaja bereits dem Volk Israel gegeben. Er sagt in dem Anschnitt, den wir eben gehört haben: „Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen.“ Es ist ein Prophetenwort, und das heißt, Gott spricht hier durch einen Menschen zu dem Volk Israel und er verkündet ihm Heil und Rettung. Auch an einen Einzelnen können die Worte gerichtet sein.

Man kannte solche Aussagen aus dem Gottesdienst. Wenn ein Mensch in Not war, dann betete er dort zu Gott, er hob flehend die Hände, und der Priester antwortete darauf mit so einer Zusage des Heils und der Rettung. Er sprach ein „priesterliches Heilsorakel“. Und das begann meistens mit der Formel: „Fürchte dich nicht“. Damit wurde eine Wende im Bewusstsein eingeleitet: Der Klagende wurde zur Gewissheit geführt, seine Angst verwandelte sich in Zuversicht.

Und so ist es auch hier gedacht. Das Volk Israel befand sich im Exil und sie klagten darüber. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich hilfesuchend an Gott zu wenden und auf ein Wort der Gnade und des Trostes zu warten. Und das bekommen sie hier. Es ist die Zusage, dass ihr Gebet erhört wird. Gott wird sie retten und befreien.

Dabei beginnt der Abschnitt mit dem Hinweis auf die Macht Gottes: Er hat Israel erschaffen, so wie er auch Erde und Himmel, Sterne, Wind und Tiere geschaffen hat. Ihm gehört alles, auch das Volk Israel. Er hat es selber gebildet wie ein Töpfer sein Gefäß, und natürlich wird er es nicht untergehen lassen. Er kennt es beim Namen und er ruft nach ihm. Die Menschen sollen also auf ihn hoffen und ihm vertrauen. Er wird Israel aus dem Exil führen, das steht hinter dieser Zusage. Und keine andere Kraft, kein Element kann ihn daran hindern. Zwei mächtige Naturgewalten werden hier erwähnt, Wasser und Feuer, und beide Male steigert sich das Bild innerhalb des Satzes auch noch: Zuerst wird einfach nur Wasser erwähnt, dann aber der reißende Strom. Und das Feuer erhebt sich zur lodernden Flamme.

Und das sind auch nicht nur Bilder. Auf seiner Rückkehr aus dem Exil musste das Volk Israel wirklich mit solchen Gefahren rechnen. Aber ihm wird zugesagt, dass es sicher durch all das hindurchgehen wird. Das Wasser wird Israel nicht wegspülen und ertränken, und das Feuer wird es nicht verbrennen, denn Gott ist stärker als diese Mächte. Er will Israel retten und bewahren, und deshalb wird er es auch tun. Und zwar um seiner eigenen Ehre willen. Er hat sich dieses Volk erwählt, damit es ihn lobt und preist, damit sein Name und seine Macht allen Völkern bekannt wird. Die Israeliten gehören ihm und er bleibt bei ihnen, darauf können sie sich verlassen. Das ist die Zusage, die er hier seinem Volk Israel macht, und sie ist auch wahr geworden. Gott hat Israel wirklich aus dem Exil befreit.

Aber die Geschichte ging auch noch weiter. Als Christen glauben wir, dass die Verheißung Gottes sich ausgedehnt hat, dass sie weltweit geworden ist und alle Völker betrifft, denn Gott hat nicht mehr nur Israel im Auge. Jeder, der sich zu seinem Sohn bekennt, soll gerettet werden. Sein Heil steht also allen Menschen offen, sie müssen nur in den Raum seiner Gnade eintreten, sich zu Christus bekennen und sich ihm anvertrauen. Dann werden auch sie bewahrt und gerettet.

Und genau das geschieht bei der Taufe. Da wird diese Zusage einem Menschen gegeben und sie gilt bis an sein Lebensende. Wenn wir getauft sind, können wir uns also alle darauf verlassen, und das ist gut. Aber tun wir das eigentlich auch? Es klingt ja alles so ganz schön und beruhigend, aber geschieht das wirklich, dass Gott uns behütet, nur weil wir getauft sind? Das müssen wir uns noch einmal fragen, denn unsere Erfahrung spricht ja leider oft dagegen.

Es gibt z.B. Katastrophen in der Welt, Überschwemmungen und verheerende Brände. Feuer und Wasser richten immer wieder viel Unheil an und Menschen gehen nicht sicher und unversehrt da hindurch. Jedes Jahr im Sommer hören wir davon. Kann Gott uns also wirklich noch behüten? Hält die Zusage Gottes der Wirklichkeit überhaupt stand?

Lasst uns darüber noch einmal nachdenken, und da können wir bei unserer Erfahrung ansetzen. Denn die besteht doch nicht nur aus schrecklichen Nachrichten. Das ist nur der eine Teil. Wir kennen genauso Situationen, in denen wir gerade noch einmal Glück hatten und uns auch bewahrt fühlten. Im Auto und auf Reisen passiert das z.B. oft. Im Straßenverkehr muss man ja nur einmal kurz nicht aufpassen, und schon macht man einen gefährlichen Fehler. Vielleicht habt ihr schon einmal eine rote Ampel oder eine andere Vorfahrtsregel übersehen, und das hätte eigentlich eine sehr schlimme Folge haben müssen. Aber es ist nichts passiert, weil gerade kein anderes Auto da war, oder der andere Verkehrsteilnehmer schnell reagiert hat. Ich glaube, so etwas kennen wir alle. Wir entkommen ganz knapp irgendeinem großen Unglück und bekommen das auch gleich mit. Wir erschrecken zwar, weil wir z. B. noch im Vorbeifahren merken, dass die Ampel doch rot war, aber wir sind im gleichen Augenblick erleichtert: Es ist zum Glück nichts passiert! Die Straße war gerade frei.

Ist das einfach nur Zufall? Vielleicht wollte Gott ja auch einfach nicht, dass uns etwas geschieht. Er hat uns bewahrt. Es gibt die Schutzengel. Im Leben geschehen viel mehr übernatürliche Dinge, als wir denken. Wir können uns also ruhig vorstellen, dass Gott uns beschützt, immer wieder. Unser Leben ist nicht einfach nur losgelöst und dem Zufall ausgeliefert, sondern es liegt in der Hand Gottes. Den Gedanken dürfen wir ruhig zulassen. Wir dürfen daran glauben, dass Gott uns wirklich kennt und behütet. Denn das ist genauso wirklich, wie die Gefahren um uns herum. Wir machen uns damit nichts vor und reden uns auch nichts ein.

Im Gegenteil, wir irren uns, wenn wir daran nicht glauben. Die Stimmen, die uns einreden wollen, dass Gott ja doch nicht da ist, die sind trügerisch. Lasst uns also kurz überlegen, warum sie immer wieder so laut werden. Das hat nämlich noch tiefere Gründe. Es sind gar nicht nur die Gefahren und Katastrophen des Lebens, die uns am Glauben hindern wollen, sondern noch etwas anderes. Es steckt in uns und hat etwas mit unserer Einstellung zu tun. Die ist nämlich meistens davon geprägt, dass wir gar nicht richtig auf Gott vertrauen wollen, wir haben da so unsere Vorbehalte. Ein Einwand besteht z.B. darin, dass wir es eventuell für verantwortungslos halten. Wenn wir zu sehr auf den Beistand Gottes setzen, dann müssen  wir selber ja gar nicht mehr auf mögliche Gefahren achten. So kann man das möglicherweise hören: Wenn Gott für mich sorgt, dann muss ich mich also nicht mehr anstrengen, ich kann die Verantwortung abgeben und so in den Tag hinein leben. Und das halten wir für verkehrt. Das hindert uns am Glauben. 

Aber so ist das natürlich nicht gemeint. Wir werden nicht zur Unachtsamkeit ermahnt, sondern Gott will, dass wir auf das Richtige achten, und dazu gehört seine Gegenwart auf jeden Fall dazu. Auf Gott zu vertrauen bedeutet nicht, dass wir nun völlig passiv und schlaff werden, sondern unsere innere Aktivität einmal auf ihn lenken. Wir sollen nicht einschlafen, sondern gerade wach werden, und zwar wach und offen für die Gegenwart Gottes. Sie ist das höchste, was es gibt. Es fordert deshalb auch all unsere geistigen Kräfte, uns dafür zu öffnen.

Vor allem fordert es ein Stück Hingabe. Wir behalten ja am liebsten selber die Kontrolle über unser Leben, und die müssen wir schon ein Stück weit aufgeben. Wir müssen uns loslassen und uns ganz auf Gott einlassen. Und das ist wahrscheinlich das größte Hindernis, das wollen wir nicht richtig. Aber es lohnt sich, wenn wir diese innere Schwelle überwinden, und einfach einmal das Vertrauen wagen. Denn diese Übung hat ganz viel Folgen. Sie macht uns in keiner Weise schläfrig, sondern es passiert genau das Gegenteil: Wir werden viel wacher und damit auch lebensfähiger. Und es ist auch nicht verantwortungslos, sondern im Gegenteil: Wir kümmern uns endlich um eine Realität, die wir viel zu oft vernachlässigen. Wir öffnen unsere Augen für eine andere Wirklichkeit und dadurch sehen wir nicht weniger, sondern mehr. Wir sehen auch klarer. Unser Geist wird nüchterner und heller.

Das Taufgedächtnis dient dazu, das zu erleben. Wir erinnern uns nicht nur an ein Ritual in der Vergangenheit, sondern an die lebendige Gegenwart Gottes, in der unser Leben geborgen ist. Und dadurch verändert sich unser Bewusstsein so, wie das Prophetenwort es beabsichtigt: Wir verlieren unsere Angst und werden freier und froher. Es macht uns sicherer, wenn wir glauben, dass unser Leben Gott gehört. Ein „Leben aus der Taufe“ ist demnach ein Leben voller Trost und Zuversicht. Lasst uns das nicht nur an diesem Sonntag bedenken, sondern immer wieder aufs Neue.

Amen.

Der dreieinige Gott

Predigt über Jesaja 6, 1- 8: Jesajas Berufung zum Propheten

Trinitatis, 3. und 4.6.2023, 18 und 11 Uhr, Luther- und Jakobikirche Kiel

Jesaja 6, 1- 8

1 In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel.
2 Serafim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie.
3 Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!
4 Und die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufens und das Haus ward voll Rauch.
5 Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen.
6 Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm,
7 und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei.
8 Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich!

Liebe Gemeinde.

Die Zahl Drei ist sehr beliebt, man sagt gern: „Aller guten Dinge sind drei“. Und das stimmt oft auch, wie etwa bei einem Team: Wenn es aus drei Personen besteht, ist es dynamisch und kann gut arbeiten. Drei Menschen sind außerdem die kleinste Gruppe, in der bei Abstimmungen eine absoluten Mehrheit den Ausschlag für eine Entscheidung geben kann. Ein Schöffengericht besteht deshalb z.B. aus drei Personen.

Aber auch in anderen Zusammenhängen spielt die Drei eine Rolle: Im Märchen haben die Menschen oft drei Wünsche frei.

Außerdem gilt die Drei von alters her als göttliche bzw. heilige Zahl. In vielen Kulturkreisen existiert eine Dreiheit von Göttern als Symbol für die allumfassende Göttlichkeit

So ist es auch in der Vision, die der Prophet Jesaja bei seiner Berufung schaut. Er sah mit seinem inneren Auge Gott, den Herrn auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen, und sein Saum füllte den Tempel. Engel standen über ihm, ein jeder hatte sechs Flügel, und sie sangen das „Dreimal-Heilig“. Wir können uns darunter zwei Chöre zu beiden Seiten des Throns vorstellen, deren Gesang in den himmlischen Tempel hinein schallte. Sie lobten Gott als den, der ganz anders ist als die Menschen, unnahbar, erhaben und anbetungswürdig. Seine Herrlichkeit erfüllt die ganze Welt. Das ist ihr Lobpreis, und der wirkt gewaltig, wie ein Donner mit erdbebenähnlichen Folgen.

Und er ist berühmt geworden. Die Christen haben diese Vision übernommen, wir finden sie z.B. in der Offenbarung des Johannes (Offb. 4,8; 15,8). Und das Lied der Engel wurde schon früh auf die Dreifaltigkeit Gottes bezogen. Wir singen es z.B. jedes Mal, wenn wir das Abendmahl feiern. Auch Gerhard Tersteegen hat es in seinem Lied über die Gegenwart Gottes übernommen. In Strophe zwei dichtet er: „Gott ist gegenwärtig, dem die Cherubinen, Tag und Nacht gebücket dienen. Heilig, heilig, heilig singen ihm zur Ehre, aller Engel hohe Chöre.“ (EG 165,2) Ursprünglich ist das natürlich kein Loblied auf den dreieinigen Gott, aber es liegt nahe, es so zu verstehen. Die ersten Christen sahen in diesem alttestamentlichen Lobgesang der Engel bereits einen Hinweis darauf, dass Gott nicht nur einer ist, sondern Drei in Eins, Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Nichtchristen finden das ja merkwürdig. Außenstehende können es nicht nachvollziehen, warum wir nicht nur an eine sondern an drei göttliche Personen glauben. Sie halten das für Vielgötterei. Doch so ist es nicht gemeint. Wir glauben nicht an drei Götter, sondern an Drei in Einem. Und das ist in der Tat nicht so leicht zu verstehen. Was ist das eigentlich, ein „dreieiniger“ Gott? Wir feiern ihn heute, aber wissen wir überhaupt, was wir da tun? Mit Weihnachten, Ostern und Pfingsten ist das einfacher, denn da bedenken wir die einzelnen Schritte des Erlösungswerkes Gottes, die Geburt und die Auferstehung Christi und die Ausgießung des Heiligen Geistes. Das Trinitatisfest ist dagegen anders, denn heute geht es nicht um ein Ereignis, sondern eine Idee, um die Idee eben, dass Gott nicht nur Einer, sondern Drei in Einem ist. Lasst uns also fragen, was das bedeutet.

Diese Vorstellung gab es schon sehr früh, denn sie ergibt sich aus der Botschaft des Neuen Testamentes. Dort ist zwar noch nicht ausdrücklich von dem dreieinigen Gott die Rede, aber davon, dass Christus Gottes Sohn ist. Und an vielen Stellen sagt Christus, dass er und der Vater eins sind, und zwar durch oder im Heiligen Geist. Es gibt also nicht nur Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, sondern auch den menschgewordenen Gott, den Sohn, der uns nahe ist und uns erlöst. Und es gibt den Geist Gottes, durch den er bei uns ist in den Gläubigen wirkt, der uns Kraft und Zuversicht schenkt.

Deshalb haben die ersten Christen bereits in der frühen Kirche intensiv darüber nachgedacht, wie diese Dreiheit Gottes zu verstehen ist. Theologen und Theologinnen tun es bis heute. Sie versuchen das Zusammenspiel der drei Personen, ihre Seinsweisen und ihre Bedeutung zu erklären. Und das ist auch wichtig.

Trotzdem möchte ich auf diese Erörterungen jetzt nicht eingehen, sie sind auch etwas ermüdend, wenn man sie liest. In unserem Predigttext kommen sie ja auch nicht vor. Da geht es hauptsächlich um die Dreiheit an sich, und es lohnt sich, darüber nachzudenken. Was sagt die Drei über Gott aus?

Aus dem, was ich vorhin erwähnte, ergibt sich z.B. als erstes, dass Gott vollkommen ist. Die Zahl Drei symbolisiert die Vollständigkeit und Vollkommenheit. Deshalb kann man sie sehr gut auf Gott anwenden. Er ist eben nicht nur durch einen Gedanken zu erfassen. Seine Wirklichkeit ist tiefer und größer, und erst durch die Dreiheit können wir seine Fülle erahnen. Das ist das Erste.

Das zweite ist das Geheimnis Gottes, das wir dadurch benennen, dass wir an Drei in Einem glauben. Das gibt es in unserer Wirklichkeit ja so nicht. Das ist unfassbar und bleibt es auch, trotz alle Erklärungsversuche. Wir können Gott nicht in den Griff kriegen. Wir können ihn uns nicht handhabbar machen, denn Gott ist keine Sache und auch keine andere Person. Wir können ihn nicht begreifen, sondern uns ihm nur anvertrauen und an ihn glauben. Er ist eine Wirklichkeit, die nicht wir erfassen, sondern die uns erfassen kann, auf die wir uns einlassen müssen und in die wir eintreten können. Das ist das Zweite.

Und das dritte ist die Lebendigkeit Gottes, die mit der Trinitätslehre zum Ausdruck kommt. Gott ist nicht starr und unbeweglich, er ist auch nicht an einem bestimmten Ort, sondern er ist in sich selber Bewegung und Kraft, Beziehung und Austausch. Es gibt deshalb keinen Bereich unseres Lebens, der von ihm ausgespart bleibt. Wir können ihm vielmehr überall begegnen, in der Höhe und in der Tiefe, in Kraft und in Schwachheit. Gott findet immer einen Weg zu uns und wir zu ihm. Das ist der dritte Punkt.

Und das ist sehr schön. Wenn wir Christen an Gott denken dann stellen wir uns nicht nur einen fernen und allmächtigen Gott vor, dem wir uns unterwerfen müssen. Gott ist uns vielmehr ganz nahe. Er bestraft uns auch nicht, sondern er vergibt uns immer wieder und nimmt selber das Leid auf sich. Sogar den Tod hat er nicht gescheut, damit wir frei werden. Und er zieht in uns ein, er will in uns wohnen, mit seiner Kraft. Er schenkt uns Frieden und Gelassenheit, Trost und Hoffnung. Wir müssen uns nur für ihn öffnen.

Die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes ist also keine Denksportaufgabe, kein Rätsel, das es zu lösen gilt. Es ist vielmehr umgekehrt: Der dreieinige Gott ist selber die Antwort auf unsere Fragen und Nöte. Mit dem Glauben an Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist können wir die Rätsel lösen, die dieses Leben uns aufgibt. Und es ist eben auch ein Glaube, d.h. wir müssen uns auf Gott einlassen, uns ihm anvertrauen und ihn in unser Herz hineinlassen. Dann können wir erleben, wie vielfältig die Wege sind, auf denen er zu uns kommt. Wir können ihm überall begegnen, in Leid und in Freude, im Leben und im Sterben.

Ein gutes Mittel ist dafür das Lob Gottes. Wir können in den Lobgesang der Engel um seinen Thron einstimmen und selber das „Heilig, heilig, heilig“ singen. Dann bekommen wir einen Eindruck von seiner Erhabenheit, aber auch von seiner Nähe und seiner Kraft.

So sah das auch der Dichter des Liedes „Großer Gott, wir loben dich“, Ignaz Franz. Er schrieb das Lied 1768 nach dem altkirchlichen Hymnus „Te deum Laudamus“, der bereits im 4. Jahrhundert existierte. Diesem Lied und auch dem Hymnus liegt die Geschichte aus Jesaja 6 zu Grunde. In dem Text wird der Lobgesang der Engel ebenfalls auf die Dreieinigkeit Gottes bezogen. Strophe fünf lautet: „Dich, Gott Vater auf dem Thron, loben Große, loben Kleine. Deinem eingebornen Sohn singt die heilige Gemeinde, und sie ehrt den Heilgen Geist, der uns seinen Trost erweist.“ (EG 331, 5)

Lasst uns darein immer wieder einstimmen.

Amen.

Jesus schenket Klarheit

Predigt über Johannes 16, 16- 23a: Trauer und Hoffnung bei jesu Abschied

3. Sonntag nach Ostern, Jubilate, 29.4.2023, 18.00 Uhr, Lutherkirche Kiel

Johannes 16, 16- 23a

16 Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen.
17 Da sprachen einige seiner Jünger untereinander: Was bedeutet das, was er zu uns sagt: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen; und: Ich gehe zum Vater?
18 Da sprachen sie: Was bedeutet das, was er sagt: Noch eine kleine Weile? Wir wissen nicht, was er redet.
19 Da merkte Jesus, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Danach fragt ihr euch untereinander, dass ich gesagt habe: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen?
20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.
21 Eine Frau, wenn sie gebiert, so hat sie Schmerzen, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist.
22 Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.
16 Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen.
17 Da sprachen einige seiner Jünger untereinander: Was bedeutet das, was er zu uns sagt: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen; und: Ich gehe zum Vater?
18 Da sprachen sie: Was bedeutet das, was er sagt: Noch eine kleine Weile? Wir wissen nicht, was er redet.
19 Da merkte Jesus, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Danach fragt ihr euch untereinander, dass ich gesagt habe: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen?
20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.
21 Eine Frau, wenn sie gebiert, so hat sie Schmerzen, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist.
22 Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.
23 An dem Tag werdet ihr mich nichts fragen.

Liebe Gemeinde.

„Wie meinst du das?“ Diese Frage stellen wir, wenn jemand uns etwas sagt, das uns rätselhaft erscheint. Oft drückt sie auch aus, dass wir zwar ahnen, was der oder die andere uns mitteilen will, wir wollen es aber nicht hören oder nicht wahr haben. Solche Ankündigungen gibt es ja: „Ich will das so nicht mehr.“ gehört z.B. dazu, oder: „Ich werde dich verlassen“. Das stößt uns vor den Kopf, es überrascht und irritiert. Und wir fragen unwillkürlich: „Wie meinst du das?“

Den Jüngern ging es so, als sie das letzte Mal mit Jesus zusammen waren. Sie wussten nicht, dass „seine Stunde gekommen war“ (Joh. 13,1), Jesus dagegen hatte es erkannt. Im Johannesevangelium nehmen die Gespräche, die er deshalb mit seinen Jüngern führte, viel Raum ein. Drei Kapitel sind es, die die sogenannten Abschiedsreden enthalten. Danach beginnt die Passionsgeschichte. Das Ziel dieser Reden ist es, die Jünger vorzubereiten. Sie sollten wissen, was geschehen würde, es verstehen und bereifen. Jesus wollte sie auch trösten und beruhigen, ihnen Hoffnung machen und ihnen ihre Traurigkeit nehmen.

Doch das war nicht so einfach, denn sie wussten weder, dass er bald sterben sollte, noch konnten sie verstehen, wie er danach wiederkommen würde. Genau davon handelt der Abschnitt, den wir eben gehört haben. Er beginnt mit dem Satz: „Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen.“ Wie sollten sie sich das vorstellen? Und was bedeutete „eine kleine Weile“? Im Kontext der Rede ist klar, dass die beiden „kurzen Zeiten“ die Spanne bis zum Tod Jesu und von da bis zu seiner Auferstehung meinen. Doch die Jünger begreifen das nicht und sind ratlos und niedergeschlagen.

Jesus merkt das und er weiß um ihren Kummer und ihre Hilflosigkeit. Deshalb will er ihnen sagen, dass es dabei nicht bleiben wird. Nach einer „kurzen Zeit“ wird ihre Trauer in Freude verwandelt werden. Das ist seine Verheißung, und er veranschaulicht sie mit einem Gleichnis: „Eine Frau, wenn sie gebiert, so hat sie Schmerzen, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist.“ Die gebärende Frau erlebt auch einen Wechsel von Schmerz zum Glück. Und entsprechend der Mutter, die nach der Geburt ganz erfüllt ist, verheißt Jesus den Jüngern für sein Wiedersehen mit ihnen Freude. Er bringt sie ihnen, wenn er als Auferstandener zu ihnen kommt. In Überbietung des Gleichnisses wird die Freude der Jünger sogar bleibend sein, niemand wird sie ihnen rauben. Die ungläubige Welt wird machtlos dem gegenüber sein.

Und schließlich beseitigt diese unvergängliche Freude auch die Ratlosigkeit der Jünger. „An dem Tag werdet ihr mich nichts fragen.“ sagt Jesus zum Schluss. Die quälenden Ungewissheiten werden verstummen, an ihre Stelle tritt die Klarheit der Gegenwart Christi. Nach Ostern haben die Jünger das dann tatsächlich erlebt. Sie haben Jesus als Lebendigen getroffen und waren von seiner Auferstehung überzeugt und begeistert. „Das Alte war vergangen, alles war neu geworden.“ (2. Korinther 5,17b) Die Jünger waren voller Jubel und vermehrten sein Lob.

Auch uns kann es so ergehen, das ist hier die Botschaft: Wir können neu werden, Altes und Schweres hinter uns lassen, Kraft und Mut empfangen. Und das ist eine gute Nachricht, denn oft fehlt uns das alles. Wir haben häufig ebenso viele Fragen, wie die Jünger, Nöte und Probleme. „Wie meinst du das?“ „Wie soll ich das verstehen?“ „Welchen Sinn ergibt das?“ Das fragen wir, wenn etwas Vertrautes ins Wanken gerät und wir aus der Bahn geworfen werden. Und das geschieht immer wieder. Es gibt Entwicklungen, die wir uns nicht aussuchen und nicht steuern können. Sie entstehen auf unserem Lebensweg z.B. dadurch dass wir krank werden, einen Unfall haben, die Kräfte nachlassen. Oder unsere Mitmenschen tragen dazu bei. Sie wollen plötzlich etwas ganz anderes als wir, werden unzufrieden, üben Kritik und stoßen uns damit vor den Kopf. Das kann in der Familie geschehen, in der Partnerschaft, in der Berufswelt, in der Gemeinde. Auch die gesellschaftlichen Verhältnisse können eine Quelle von ungelösten Fragen sein, wenn sie sich verändern und alles schwieriger wird, was vorher einfach erschien. Das erleben wir gerade durch den Krieg in der Ukraine. Unsere Sicherheit gerät ins Wanken, der Wohlstand steht auf der Kippe, die Gefahr ist groß. Durch all das geraten wir in eine Krise, es macht uns Angst, und wir werden traurig. 

Natürlich suchen wir alle nach Antworten auf die Fragen, die entstehen. Wir denken nach, reden miteinander, lesen kluge Artikel und Abhandlungen. Forschung und Wissenschaft werden aktiv, Ärzte und Therapeutinnen sollen helfen. Auf gesellschaftlicher Ebene entstehen neue Gesetze, Theologen und Philosophinnen melden sich zu Wort, Soziologen und Finanzexperten. Alles wird in Gang gesetzt, damit wir Lösungen finden. Denn natürlich wollen wir, dass das Leiden aufhört. Ratlosigkeit ist kein guter Zustand, Unsicherheit kein gutes Gefühl. Wir wollen Ruhe und Freude, klare Perspektiven und Sicherheit. Oft gelingt uns das auch mit unseren menschlichen Methoden. Natürlich gibt die Medizin uns Antworten, die Psychologie, die Politik und die Wirtschaft, aber lange nicht immer.

Viele Fragen bleiben offen, sowohl im persönlichen Leben, als auch in der Gesellschaft. Unsere Denkgebäude und Bibliotheken sind begrenzt. Experten und Wissenschaftlerinnen helfen uns nur bis zu einem bestimmten Punkt. Viele Rätsel bleiben ungelöst. Das merken wir auch daran, dass es zu kaum eine Frage nur eine Antwort gibt. Ärztinnen können unterschiedliche Diagnosen und Therapievorschläge machen. In der Politik gibt es viele Meinungen und Standpunkte, es gibt lange Debatten und häufig Streit. Und auch die Wissenschaft liefert nicht immer eindeutige und klare Ergebnisse. Das haben wir während der Coronazeit gemerkt. Vieles ist Ansichtssache.

Woran sollen wir uns also halten? Ruhe und Zuversicht entstehen durch unsere menschlichen Methoden nicht unbedingt, im Gegenteil, oft verunsichern sie uns noch mehr. Um innerlich Klarheit und Gewissheit zu erlangen, brauchen wir noch mehr. Und genau das kann Jesus uns geben, denn bei ihm ist etwas grundlegend anders: Er errichtet kein neues Denkgebäude, keine Theorie und auch kein Gesetz, sondern er schenkt sich selbst. Er weist die Jünger auf seine Gegenwart hin, auf seinen Weg durch den Tod zum Leben, auf seine Macht und Liebe. Und er lädt sie ein, darauf zu vertrauen, an ihn zu glauben und sich an ihn zu hängen.  

Auch wir sollen und dürfen das. Jesus ist uns nahe, er lebt und regiert. Zu diesem Glauben sind wir eingeladen. Es ist deshalb gut, wenn wir nach ihm fragen, seine Güte empfangen und uns an ihm festhalten. Dann empfangen wir Antworten ganz anderer Art. Sie werden uns nicht über den Kopf gegeben, sondern im Leben, indem auch wir Jesus begegnen. Und sie bestehen nicht darin, dass wir plötzlich neue Erkenntnisse haben, sondern darin, dass das Fragen aufhört. Ein wohltuendes Schweigen tritt ein. Seele und Geist werden still. Anstatt nachzudenken oder zu reden, zu forschen und zu philosophieren, müssen wir also geduldig sein, warten und beten. Was uns durch den Glauben geschenkt wird, liegt auf einer ganz anderen Ebene und erfordert eine neue Einstellung, die Übung des Vertrauens und der Aufmerksamkeit, des Hörens und der Hingabe.  

Doch das zu praktizieren lohnt sich, und zwar mehr als alles andere, denn wir gewinnen dadurch etwas ganz Neues: Es entsteht eine Freude im Leid. Jesus schenkt uns keine irdischen Güter, keinen Wohlstand und auch nicht unbedingt Gesundheit. Das Leid wird nicht komplett beseitigt und durch Freude ersetzt, aber wir empfangen „himmlische Gaben“. Jesus ist kein Arzt und auch kein Politiker, sondern „der wahre Heiland“. So hat Cyriakus Schneegaß es 1598 in dem Lied formuliert „in dir ist Freude“. (EG 398,1) Jesus rettet uns aus allem, was uns schadet und macht uns frei. Unsere Seele kann aufatmen, unser Geist wird klar, wir empfangen Kraft und Zuversicht. Auch innere Ruhe und Frieden kehren ein. Die Probleme verblassen.

Es ist deshalb gut, wenn wir unser Leben auf seine Gegenwart bauen. Dann öffnet sich nicht nur die Enge unseres Denkens und Handelns, sondern auch die Begrenztheit des Lebens. Sogar der Tod und die Vergänglichkeit werden überwunden, denn jenseits unseres Horizontes erscheint die Ewigkeit. Und in ihrem Licht wird alles leicht und klar. Nichts kann uns von Jesus trennen, denn er ist für uns gestorben und auferstanden. Zinzendorf hat das in einem Osterlied so formuliert: „Der durch verschlossne Türen ging, wenn er den Frieden bringt, dem zweifelnden vor Augen steht und alle Angst bezwingt, der kann auch heut den Seinen nahn, wenn sie ihn gleich nicht sehn; sein freundlich Auge blickt sie an, das Herz kann‘s wohl verstehn.“ (Gesangbuch der Evangelischen Brüdergemeine, 2007, 336)

Wenn das geschieht, kann uns die Welt nichts mehr anhaben. Jesus kann alles verändern, keine Not ist für ihn zu groß. Wir haben also viel Grund, ihn „mit hellem Schalle zu ehren, zu jubilieren und zu triumphieren und seine Macht mit Herz und Mund zu lieben und zu loben.“ (EG 398,2)

Amen.

Er war einer von uns

Predigt über Lukas 22, 39- 46: Jesus in Gethsemane
Gründonnerstag, 6.4.2023, 10 Uhr, Altenzentrum St. Nicolai, Kiel

Lukas 22, 29- 46

39 Und er ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger.
40 Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt!
41 Und er riss sich von ihnen los, etwa einen Steinwurf weit, und kniete nieder, betete
42 und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!
43 Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.
44 Und er rang mit dem Tode und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.
45 Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend vor Traurigkeit
46 und sprach zu ihnen: Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt!

Liebe Gemeinde

In vielen Geschichten, Liedern und Gebeten kommen Engel vor. Wir sehen sie ebenfalls auf Bildern oder kennen sie als Figuren in Kirchen und Klöstern, im Freien oder in Wohnungen. Als solche verschenken wir sie auch gerne. Sie sind aus Holz geschnitzt, aus Draht geformt, aus Gips oder Ton, in groß oder klein gestaltet, zum Aufhängen oder Hinstellen oder in der Hand halten. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt, denn es gibt sie auch nur dort, in unserer Phantasie. Einen echten lebendigen Engel hat noch niemand von uns gesehen oder angefasst. Sie haben etwas Märchenhaftes an sich.

Trotzdem sollten wir sie nicht unterschätzen, denn sie stehen für etwas, das es wirklich gibt: Für die Liebe und Gegenwart Gottes. Von ihr wie von den Engeln stellen wir uns gerne vor, dass sie uns immer umgibt. Gott und seine Engel behüten uns und sind für uns da. Unsichtbar sind sie um uns herum, das ist eine weit verbreitete Empfindung. Wir sehen die Engel zwar nicht mit den Augen, aber sie gehören zu den Urbildern der menschlichen Seele und unterstützen den Glauben.

So erwähnt auch der Evangelist Lukas in seinem Bericht über das Gebet Jesu in Gethsemane, dass „ihm ein Engel vom Himmel erschien und ihn stärkte.“ Wir haben die Geschichte eben gehört: Jesus war nach dem Abendmahl mit seinen Jüngern aus dem Haus gegangen, aus der Stadt, ins Tal hinunter, um auf den Ölberg zu steigen. Den Weg war er bereits öfters gegangen und kannte diesen Ort. Er hatte dort wohl schon übernachtet. Und seine Jünger folgten ihm.

Der Garten Gethsemane wird im Lukasevangelium nicht genannt, und es waren auch nicht nur drei Jünger, sondern die ganze Schar, die mit ihm ging. Aber diese Unterschiede zum Matthäus- und Markusevangelium sind nicht entscheidend. Wichtig ist vielmehr, was Jesus am Ziel tat. Dort angekommen, forderte er die Jünger nämlich auf, zu beten, damit sie nicht „in Versuchung“ geraten.

Dann entfernte er sich, blieb aber in Reichweite und betete. Dabei sprach er Gott mit „Vater“ an, d.h. er fühlte sich ihm sehr nahe, und er thematisierte das Leiden, das auf ihn zukam. Er war zwar bereit, sich dahinein zu begeben, trotzdem bat er darum, verschont zu bleiben. Natürlich wollte er lieber leben, aber er war gehorsam. Dabei nahm er ein Bildwort aus dem Alten Testament auf: Er erwähnte den „Kelch“. Damit meinte er den Zornesbecher, der beim Gericht Gottes ausgeschüttet wird und zum Tode führt. So wird er im Alten Testament an mehreren Stellen erwähnt. Gott sollte ihn „von ihm nehmen“. Doch er fügte sich in den Willen Gottes.

Leicht fiel ihm das nicht. Deshalb „erschien ihm ein Engel“, der ihm Stärkung für den schweren Leidenskampf brachte. Jesus wollte und sollte die Todesangst überwinden. Natürlich hing er am Leben, d.h. er musste gegen sich selber kämpfen. Er stritt gegen das Festhalten am Leben. Jesus war also kein Held, sondern ein Mensch, der von sich aus den Tod nicht annehmen konnte, und der alle Kräfte mobilisieren musste, um ihn zu akzeptieren. Er war nicht wie ein Philosoph, der das alles einfach über sich ergehen ließ, ohne dabei unruhig oder ängstlich zu werden. Er war nicht abgeklärt und schwebte nicht über den Dingen. Das kommt auch mit dem Bild zum Ausdruck, dass ihm der Schweiß in großen, schweren Tropfen von der Stirn floss. Lukas vergleicht sie sogar mit Blutstropfen, d.h. der Kampf ging bis zum Äußersten.

Doch am Ende hat Jesus ihn gewonnen, er ist den Weg des Leidens gegangen. Nach diesem Gebet stand er als ein anderer da. Er erhob sich und ging zu den Jüngern. Sie waren eingeschlafen, d.h. sie waren der Aufforderung Jesu, selber auch zu beten, nicht nachgekommen. Deshalb wiederholte er diese Ermahnung. Mit seinem Verhalten hat er gezeigt, wie man beten kann, damit die Versuchung nicht übermenschlich wird. Auch die Jünger sollten lernen, ihr Schicksal aus Gottes Hand anzunehmen und denselben Weg wie Jesus zu gehen. Das ist die Botschaft, die in dieser Geschichte enthalten ist.

Und die ist auch für uns gut, denn wir befinden uns ebenfalls oft in schweren Situationen. Krankheiten und Konflikte, Ängste und Sorgen begleiten uns, und die Vergänglichkeit des Lebens spüren wir genauso. Keine und keiner von uns kann dem Tod entkommen. Er rückt von Tag zu Tag näher. Natürlich können wir den Gedanken daran verdrängen. Das ist auch ganz legitim, denn es hilft ja nicht, uns das ständig vor Augen zu halten. Aber er kommt von alleine immer wieder und flößt uns Furcht ein. Wir begegnen dem Tod in vielfältiger Weise, z.B. immer dann, wenn ein naher Angehöriger oder eine Angehörige stirbt, wenn wir vom Krieg und von Katastrophen hören, von Unfällen und Todesurteilen. Wir können dem Tod nicht entrinnen, das wissen wir. Deshalb ist es gut, wenn wir ein Verhalten einüben, bei dem wir ihn einbeziehen, und genau dazu lädt die Geschichte uns ein.

Sie ermahnt uns dazu, wach und nüchtern zu bleiben. Wir sollen uns an Gott halten und unser Schicksal annehmen. Es geht darum, die vielen negativen und beunruhigenden Gedanken abzulegen, uns nicht der Angst oder der Trauer auszuliefern, ohne die Realität zu verdrängen. Stattdessen sollen wir Jesus auf den Ölberg folgen und mit ihm wachen und beten. Denn dann gewinnen wir Kraft und Zuversicht auch im Leid und angesichts des Todes. Das Gebet führt uns zur Überwindung, denn wir öffnen uns damit für die Gegenwart Gottes. Dabei können wir dabei dasselbe Gebet sprechen, das auch Jesus gesprochen hat: „Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Es ist das Gebet der Hingabe und des Loslassens, und das kann uns weiterführen.

Vielleicht klingt das so ein bisschen nach Schicksalsergebenheit und Passivität. Aber das ist damit überhaupt nicht gemeint. Im Gegenteil, es geht um eine geistige Anstrengung: Wir liefern uns nicht der Hilflosigkeit aus, lassen unsere Angst los, pflegen keine Gedanken der Trauer und der Trübsal. Wir verscheuchen sie und ersetzen sie durch Gebet. All das steckt in dem ersten Teil des Gebetes Jesu: „Nicht mein Wille geschehe“. Und dann folgt der zweite Teil: „sondern dein Wille geschehe.“ Es ist ein Gebet, das Geduld bewirkt. Wir gewinnen Kraft, die uns hoffnungsvoll und zuversichtlich macht. Wir lassen die Liebe Gottes zu, die uns zur Überwindung führt.

Eine bewährte Praxis ist es, die Worte Jesu mit jedem Atemzug zu wiederholen: Beim Ausatmen beten wir „Mein Vater, nicht wie ich will“ und beim Einatmen „sondern wie du willst“. Auch mit anderen kurzen Gebetssätzen können wir uns in dieser Weise an Gott wenden, wie z.B. den Bitten „Herr, erbarme dich“, „O Herr, hilf“, „Stärke uns den Glauben“ oder „Dein Reich komme“. .

Und im Unterschied zu den Jüngern sprechen wir solche Gebete mit Jesus, in dem Glauben an seine Auferstehung. Die Jünger haben es nicht geschafft, wach zu bleiben, wir dagegen können es, denn wir dürfen davon ausgehen, dass Jesus für uns den Sieg errungen hat. Daran können wir Anteil haben. Wenn wir es regelmäßig praktizieren, verselbständigt sich das Gebet mit der Zeit, es wird „selbsttätig“ und prägt sich der Seele ein. Wir werden ruhiger, weil wir von innen her gehalten und erfüllt sind. Wir gewinnen neues, ewiges Leben. Das ist die Verheißung, die hinter der Ermahnung zum Wachen steht.

Wenn wir beten, ist Jesus also der „Engel, der vom Himmel erscheint und uns stärkt.“ Oft wünschen wir uns ja ein Ende des Leidens, der Tod soll verschwinden, Krankheiten und Nöte sollen aufhören. Wir stellen uns deshalb gerne vor, dass Engel sie von uns fernhalten, das Unheil verscheuchen und uns davor bewahren. Doch das geschieht so nicht, und es ist auch nicht die Aufgabe der Engel. Sie begleiten uns vielmehr und geben uns Kraft. Und genau das tut Jesus ebenfalls. Er ist der Engel, der wirklich lebt und bei uns ist. Wir müssen ihn nicht malen oder schnitzen, sondern nur an ihn glauben und uns ihm anvertrauen. Dann erleben wir seine Nähe und empfangen Zuversicht auch angesichts von Leid und Tod. Wir gewinnen Geduld und Hoffnung und werden gestärkt.

Es gibt ein schönes Buch mit Bildern des zeitgenössischen niederländischen Malers Rien Poortvliet, das den Titel trägt: „Er war einer von uns.“ Die Situationen, in denen Jesus war, sind darin sehr einfühlsam dargestellt und werden erlebbar gemacht, auch wie er angespuckt und zur Schau gestellt wurde, in Purpur gekleidet und mit Dornen gekrönt, verspottet und gegeißelt. Der Religionspädagoge Friedrich Meisinger hat dazu formuliert: „Alles Leid, das Menschen je gelitten, jeder Schmerz, der uns bekannt, schreckliche Angst, die uns begegnet, tiefe Verlassenheit, die wir verspürt. Es gibt nichts, was Jesus nicht erträgt, nichts, was Jesus nicht erleidet. Deshalb wird er uns verstehen wenn wir flehen, schreien, beten.“ (Rien Poortvliet, Friedrich Meisinger, Er war einer von uns, deutsche Ausgabe Kawohl Verlag, Wesel 2020, S. 99)

Lassen Sie uns das deshalb tun und regelmäßig der Aufforderung Jesu nachkommen: „Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt.“

Amen.

Lebt im Licht

Predigt über Epheser 5, 1- 9: Weisungen für das neue Leben

Donnerstag, 9.3.2023, zum 3. S. d. Passionszeit, Okuli, Altenzentrum St. Nicolai, Kiel

Epheser 5, 1- 8

1 So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder
2 und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.
3 Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört.
4 Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagung.
5 Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes.
6 Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.
7 Darum seid nicht ihre Mitgenossen.
8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts;
9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Liebe Gemeinde.

Es ist eine alte Tradition, in der Fastenzeit einmal auf irgendetwas zu verzichten, was uns sonst Spaß macht. Viele von uns machen da auch mit und leben „sieben Wochen ohne“. Es können Süßigkeiten sein, Alkohol oder Fernsehen. In den letzten Jahren wurden von der Kirche auch bestimmte Haltungen kritisch betrachtet, die wir einmal ändern können. In diesem Jahr ist das Motto z.B.: „Leuchten! – Sieben Wochen ohne Verzagtheit“. Wir wollen damit unsere Laster und negativen Gewohnheiten bekämpfen, wenigstens vorübergehend, und weniger weltlich und lustvoll sein, positiver und mutiger. Auch ernsthafter und innerlicher soll es zugehen. Wir besinnen uns auf das Wesentliche.

Deshalb lesen wir in dieser Zeit Abschnitte aus der Bibel, die uns dazu ermahnen. Der Predigttext aus dem Epheserbrief gehört auch dazu. Allerdings klingt der nun sehr ungemütlich, denn wir werden darin regelrecht unter Druck gesetzt und uns wird Angst gemacht: Wir sollen einen einwandfreien Lebenswandel führen, wie die Heiligen, sonst kommen wir nicht in den Himmel. Uns wird mit schlimmen Folgen gedroht, wenn wir nicht gehorchen: Gott verstößt uns dann und wendet sich gegen uns. Und das geht uns wahrscheinlich zu weit. So etwas wollen wir nicht hören. Wo sind denn da die Gnade und die Liebe Gottes? Das fragen wir uns. Die liturgische Konferenz unserer Kirche – das ist die Gruppe, die festlegt, was wir an den jeweiligen Sonntagen lesen – hat deshalb auch angeboten, diese Stelle aus dem Briefabschnitt wegzulassen, sie stehen in Klammern, und nur das Positive und Angenehme zu lesen, das wir gerne hören.

Das können wir natürlich tun, dann wird es sehr viel einfacher, diesen Text zu verstehen. Er beginnt z.B. sehr schön. Gleich der erste Satz lautet: „So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder. Und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat.“ Allem, wozu wir als Christen aufgefordert werden, geht also etwas vorweg: Wir sind Gottes geliebte Kinder. Das wird hier vorausgesetzt. Und das heißt: Er vergibt uns immer wieder, nimmt uns an und ist freundlich zu uns. Wir müssen uns den Himmel nicht verdienen. Die Ermahnung besteht lediglich darin, ihn jetzt schon in unser Leben hineinzulassen. Die Liebe Gottes soll unser Handeln prägen.

Es geht hier schon um den Willen Gottes, das lässt sich nicht übersehen, aber der ist kein Gesetz, sondern eine Kraft, die unser Leben gestalten kann. Was Gott uns geschenkt hat, soll unser Leben formen. Unser Leben soll ruhig und ausgeglichen sein, von Dank und Freude geprägt, Freiheit und Fröhlichkeit. Zum Schluss wird das noch mit einem sehr schönen Bild beschrieben. Paulus sagt am Ende: „Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.“ Es geht also um Kraft und Licht, um Ordnung und Heil, um ein gelingendes und erlöstes Leben. Und das hören wir gerne, das verstehen wir und damit können wir etwas anfangen.

Trotzdem finde ich es unklug, die eher scharfen Worte ganz zu ignorieren, denn ob das Leben gelingt oder nicht, ist durchaus ein ernstes Thema. Oft ist das Licht nämlich nicht da. Das sollten wir zugeben. Unser Leben ist eher selten hell und voller Freude. Über weite Strecken ist es von Sorgen und Ängsten gekennzeichnet, von Verzagtheit oder Ärger, Krankheit und Schmerzen, oder auch von Konflikten und Spannungen. Das Leid nimmt einen großen Teil unseres Lebens ein und sucht uns immer wieder heim. Es geht also um die Frage, wie wir damit am besten umgehen. Was hilft uns und wie werden wir befreit?

Wir versuchen es oft selber, indem wir uns ablenken und zerstreuen. Wir suchen die Lösung im Vergnügen, bei anderen Menschen oder in der Psychologie. Wir veranstalten ganz viel, damit es uns gut geht. Doch obwohl einiges davon nicht schlecht ist, reicht es oft nicht. All diese weltlichen Methoden sind meistens nur Tropfen auf den heißen Stein, sie retten uns nicht, sind vergänglich und vieles davon ist letzten Endes nutzlos. Wir lenken uns damit zwar vorübergehend ab, aber nichts davon geht wirklich in die Tiefe. Irgendwann sind die Probleme wieder da, oder es kommen neue. Was wir uns unter dem „Reich Gottes“ vorstellen ist weit weg und scheint unerreichbar. Wir brauchen also gar keine biblische Drohung, mit der uns vor Augen gehalten wird, wie schwierig alles sein kann, weil das Leben selbst es uns zeigt. Oft wendet es sich gegen uns. Es ist deshalb gut, wenn wir noch auf etwas anderes achten, als die menschlichen Stimmen, und das kann die Stimme Gottes sein. Wenn wir sie überhören, gehen wir von selber unter und bleiben verloren. Das will unser Text uns sagen.

Deshalb ist es gar nicht so schlecht, wenn wir ihn doch ganz lesen. Wir werden aufgefordert, uns zu hinterfragen, und das kann durchaus heilsam sein. Auch wenn es nicht „Unzucht und Götzendienst“ ist, „Habsucht und Unreinheit“ wie Paulus es hier anprangert, so können wir die Gegenwart Gottes mit unserem Lebenswandel zudecken. Wir können unsere Ohren mit Lärm füllen und unseren Geist davon ablenken. Wir können mit unseren Bemühungen und Gewohnheiten verhindern, dass Gott an uns wirkt. Es ist eben nicht egal, wie wir unser Leben führen. Wenn die erlösende Kraft der Liebe Gottes darin vorkommen soll, dann müssen wir uns auch lieben lassen, dann müssen wir uns dafür öffnen und bereiten. Das steckt hier als Ermahnung dahinter.

Dabei ist das wichtigste die Danksagung. Sie soll an die Stelle von all dem anderen treten soll, und das heißt, dass ich mich einfach in die Hand Gottes lege, gerade wenn es mir nicht so gut geht. Anstatt mich anzustrengen oder abzulenken, kann ich mich daran erinnern, dass ich mich Gott verdanke. Ich kann mir vorstellen, dass er mich liebt und leitet, dass ich sein Kind bin. Dann nehme ich ihn ernst und lasse ihn in mein Leben hinein. Und dazu will Paulus uns hier einladen. Denn nur dann kann Gott auch an uns wirken. Aber das kann er dann endlich, und das ist heilsamer und befreiender als alles andere.

Paulus spricht ja von einem Licht, das heller ist, als unsere Finsternis. Und das ist ein sehr schönes Bild. Wir sehnen uns jetzt alle nach dem Frühling, nach Sonne und Wärme. Wir wollen endlich wieder auf dem Balkon oder im Garten oder im Park sitzen und uns mal bescheinen und wärmen lassen. Gerade die ersten warmen Sonnenstrahlen haben da einen ganz besonderen Wert. Sie machen uns froh und heiter, wir fühlen uns ganz neu belebt und gestärkt. Und so ist das hier auch gemeint: Wir sollen uns einfach einmal selber loslassen und uns dem Licht Gottes überlassen, uns ihm anvertrauen und ihm danken.

Dann tut er etwas, das können wir sofort merken. Er erfüllt unser Leben mit seiner Gegenwart und dadurch kommt es ganz von selber in Ordnung. Viele Probleme lösen sich auf. Wir machen uns nicht mehr so viele Sorgen, weil wir wissen, Gott sorgt für uns. Auch Spannungen und Konflikte verschwinden, weil wir gar nicht mehr so viel von den anderen Menschen wollen und erwarten. So wie Gott uns einfach sein lässt, so können wir auch andere sein lassen. Und wenn wir krank sind, dann wird uns plötzlich ganz viel Geduld geschenkt.

Leonard Cohen hat einmal gesungen: „There’s a crack in everything, that’s how the Light gets in”. Das heißt auf Deutsch: „Da ist ein Riss in allen Dingen, dadurch fällt das Licht hinein.“ Wir müssen die Brüche und Risse in unserem Leben also gar nicht krampfhaft flicken und schließen. Sie sind da und gehören dazu, und gerade durch sie kann das Licht Gottes in unser Leben hineinleuchten. Und das ist viel wirkungsvoller als alle unsere eigenen Erleichterungsversuche. Nicht mehr das Bemühen, uns selbst zu retten und zu erlösen, prägt dann unseren Lebenswandel, sondern wir sind erfüllt von der Liebe und dem Licht Christi.

Und dazu ist die Fastenzeit gedacht, dass wir uns darin üben. Wir können sie gut dazu nutzen, bei der Liebe Gottes mitzumachen und uns seinem Licht auszusetzen. Dann ist das, was wir tun, auch nicht nach sieben Wochen vorbei, sondern dieses Licht bleibt. Es begleitet uns auch durch den Rest des Jahres und macht uns gewiss, dass wir immer „Gottes geliebte Kinder“ sind.

Amen.